Carriage Trade ist eine dieser Galerien, die man leicht übersieht. Ich laufe auf der gegenüberliegenden Straßenseite entlang, lasse mich von “Art in General” ablenken und schwupps, muss ich zurück und ganz genau auf die Hausnummern achten. Drinnen fügt sich ein flauschiges Kätzchen farblich perfekt in grobe Steinfliesen ein, Lichter formen geometrische Linien, Hinweisschilder ergeben fragwürdigen Sinn. Das sind alles ordentlich ausgedruckte Handyfotos. Von Künstlern, von Nicht-Künstlern, von Menschen in der Grauzone dazwischen. Die Auswahl für die Ausstellung traf der Galerist Peter Scott. Aus Prinzip.

Seine Idee Nummer Eins: Die Schnappschussreihen nennt er “Social Photography”, sie sollen ausloten, welche soziale Funktion diese Fotos erfüllen – schließlich seien sie viel enger als andere Bildmedien an Text gebunden (praktisch für Wortspiele: So heißen hier gleichzeitig die SMS). Na, mal wieder Lust auf eine “Ist das Kunst?”-Debatte? Bittesehr:

Seine zweite Idee macht mir Spaß: Wer 40 Dollar bezahlt, bekommt einen Print – allerdings nicht nach Wahl, sondern zufällig ausgesucht. Erst wenn man ein zweites 40-Dollar-Ticket (oder mehr) kauft, darf man sich das Motiv aussuchen. Und die Prints kann man erst abholen, wenn die nächste Ausstellung beginnt. Ich wüsste gern, wie viele Besucher das generieren wird.

“Social Photography” läuft noch bis zum 5. Februar bei Carriage Trade, 62 Walker Street, mi-so 13-18 Uhr.