Es ist erst morgen soweit.

Aber man muss ja gut vorbereitet sein. Heute Abend wird der Gehsteig vor dem Waschsalon bei mir um die Ecke in einem Blumenmeer versinken. Der Mann, der sonst gerne bei der Waschsalonaufseherin herumlungert, wird dort sitzen,  Sträuße für 15 Dollar feilbieten und sich ausnahmsweise feingemacht haben.

Erst einmal aber treffe ich meine alte Nachbarin, als ich nach der Post sehe. Sie kann nur schwer die Treppen steigen, sie kann kaum Englisch, und immer, wenn ich sie frage, ob ich ihre Einkäufe tragen darf oder ihr Hilfe anbiete oder auch nur einen schönen Tag wünsche, will sie mir sagen, dass ich sehr freundlich bin. Dann sagt sie: “Oh, you are beautiful.” Das ist der Code, den ich verstehe. Aber heute sagt sie: “Happy Mother’s Day.”

Ich antworte: “Oh, aber das ist doch erst morgen.” Sie strahlt mich an. Ich frage, ob ihre Kinder sie besuchen, und sie versteht mich. “Nein”, sagt sie, “ich habe doch keine Kinder.” Ich auch nicht. Aber ich sage ihr, dass wir wohl trotzdem einen schönen Muttertag haben können. Und schon bin ich wieder schön.