Ich warte auf die Fahne. Mit der Fahne kommen die Worte, die mir Paul zuflüstern wird und die ich der Frau hinter mir sagen soll. Sie kommen von Lama Pema Wangdak, und wenn wir alle sie weitergesagt haben, kommen sie bei Salman Rushdie an. Wir sind eine Karmakette, und ich habe Glück: Ich bin ein Stück vor Nummer 200 in der Schlange im High Line Park, und damit stehe ich in einem sonnigen Abschnitt.

Was wir weitersagen, kommt in drei Teilen, begleitet von drei Fahnenträgern. Nachdem alle Fahnen vorbeigezogen sind, kommt der Lama. Je nachdem, wie man ihm begegnet, schüttelt er Hände, nickt, lacht. Wir folgen ihn zum Endpunkt, wo Salman Rushdie wartet. Vorher kam er schon an der ganzen Schlange vorbei. Einfach so. Ich dachte, da kommt ein Riesenaufgebot an Leibwächtern mit Wichtigkeit ausstrahlenden Knöpfen im Ohr. Aber ich sehe keinen, der diese Art von Kommunikation trägt. Hier wird nur geflüstert.

Salman Rushie sagt dann, was er am Ende dieser besonderen stillen Post verstanden hat. Abgesehen vom Mittelteil ähnelt es dem, was ich verstanden habe:

“Follow the glass stone

the droid from hell

(hier kichern wir alle)

if anything exists, it changes.”

Danach bekommt der Lama das Mikro. Er sagt zunächst auf Tibetanisch, was er am Beginn der Karma Chain gesagt hat. Aber auf Englisch ist es auch nicht kürzer. Da haben wir aber ganz schön komprimiert.

“Like a shimmering star, or a flickering lamp,

a fleeting autumn cloud, or a shining drop of morning dew,

a phantom, a dream, a bubble, so is all the existence to be seen.”

Zweimal liest er uns das vor. “Habt ihr das jetzt verstanden?”, fragt er schmunzelnd. As if, wie man hier sagen würde. Dann macht Robert Paul und mich auf ein Detail aufmerksam.

Der Lama liest seine Notizen von einem Smartphone ab.

Karma Chain war eine Veranstaltung des PEN World Voices Festival of International Literature.