Am Lincoln Center gibt es nicht nur Opernarien (die Met – im Hintergrund – hat ja auch Sommerpause). Heute wimmelt es hier vor Straßenmusikern.

Sie alle haben eben ein paar Akkorde und Texte geübt, und damit haben sie sich für den Spätnachmittag einen Stehplatz gesichert.

Über dieses Prozedere und vor allem deren Benennung macht sich der Erfinder des Ganzen erst mal lustig. “Official + Busker” sei eine dieser unmöglichen Kombinationen, die sich gegenseitig ausschließen. So wie “young + democrat” oder “American + football”. Billy Bragg provoziert eben gern.

In London hat er “Big Busk” (Busker = Straßenmusiker) schon mehrmals aufgeführt, heute ist US-Premiere. Die Idee ist simpel: Billy Bragg und seine Kumpels stimmen Gassenhauer an, die Billy auch als Straßenmusiker schon gesungen hat (oder das eine oder andere Werk später auch auf großen Bühnen), und das Publikum singt nicht nur mit, sondern es spielt auch mit Gitarren, Maultrommeln, Ukulelen oder was auch immer es mitgebracht hat.

Weil beim ersten Mal die versprochenen Projektionen der Akkorde nicht rechtzeitig bereitstanden, hatte Billy Bragg zu einem Kniff gegriffen, der jetzt Tradition ist: Die Publikums-Musiker bekommen die Akkorde auf großen Schildern angezeigt. Ehrenamtliche Helfer halten jeweils hoch, was gespielt wird, und damit sie das richtig machen, werden sie von einem seiner Musiker dirigiert.

Zwischendurch müssen die Buchstaben-Griff-Kombinationen gewechselt werden und Zeichen ausgemacht werden zwischen Dirigent und Akkord-Arbeitern. Die Pausen überbrückt Billy Bragg mit Anekdoten, politischen Kommentaren oder Entertainment. “Wenn das hier eine Rapshow wäre, würde ich jetzt ‘Make some noise’ rufen”, sagt er. Aber es sei ja nun mal eine Folkshow. Dazu fällt ihm natürlich auch etwas ein: “Grow some beard!”