Brokkoli. Das deutsche Pendant dazu wäre vielleicht Spinat. Oder Rosenkohl. Oder einfach Gemüse. Eben das, was gut für dich ist, was du aber ohne elterlichen Zwang trotzdem auf dem Teller liegen lässt. Und so nennt Evan Ratliff lange Lesestücke in Magazinen. “Lange Zeit haben wir gedacht, die Leute lesen nur die neuesten Gadget-Rezensionen, und die langen Geschichten liegen da wie Brokkoli.”

Aber dann stellte sich heraus: Im digitalen Zeitalter werden an jeder Ecke die neuesten Gadgets besprochen, aber lange, aufwändige Geschichten haben nur bestimmte Magazine. Und die Leute lesen das Zeug, wie Untersuchungen und Web-Statistiken zeigen. Das ist einer der Gründe, warum Evan “The Atavist” mitgegründet hat. Auch wenn digital und analog, Online und Print verschiedene Paar Schuhe sind.

Und Evan ist ja nicht alleine. Er sitzt mit vier anderen plus Moderator im Greenlight Bookstore in Fort Greene, und sie verbreiten Hoffnung auf erfrischende Erzählformen. Die Teilnehmer der Diskussionsrunde mit dem etwas gestelzten Titel “From Flash Fiction to Long-form Journalism: Length and Format in the Digital Age” veröffentlichen Literatur und Non-Fiction als Druckwerke, Online, E-Books oder Apps oder alles parallel, oder sie drehen den Spieß um und verschicken Stückchen in Tweet-Länge als Postkarten an ihre Abonnenten.

Bei der Frage, was denn am meisten gelesen wird, schauen alle auf Evan. Klar, sagt der, dafür gibt es Analyse-Instrumente, total anonymisiert natürlich, aber damit lässt sich nachvollziehen, wer was angeklickt hat, bis wohin gelesen hat, welche Art Video bis zu Ende geschaut wird und wie oft jemand zwischen Podcast und Text hin- und herspringt. Jetzt schauen alle noch erwartungsvoller. “Wir haben das alles auf den Server geschoben”, sagt Evan. “Und da lassen wir es und rühren es nicht an.”

Da lachen alle. Irgendwie erleichtert.