Es gibt bestimmt wieder Leute, die sagen, die haben doch einen Vogel. Der Vogel, der hier zwischen Steckdosen hockt, ist kein Werbemittel. Oder na ja, irgendwie schon. Die Bude ist voll bei Crest Hardware, einem Heimwerkermarkt in Williamsburg. Denn heute ist hier Vernissage. Zum zehnten Mal verwandelt sich der Gebrauchsgüterladen für ein paar Wochen in eine Galerie, und zwar ohne den Verkaufsbetrieb einzustellen. Ich finde ja, die Welt braucht mehr solcher Veranstaltungen.

Ich mag eben Sachen, die meine Wahrnehmung herausfordern. So sehe ich in einer Reihe von Schaufeln auf einmal den perfekten goldenen Schnitt, entdecke in einem Regal voller Werkzeuge einen Totenkopf, der anders als bei Damien Hirst nicht aus Diamanten, sondern aus Schrauben gemacht ist, verliebe mich in die Form einfacher Baustellen-Klemmlampen und muss danach zweimal hingucken, bis ich merke, dass die Lampe da oben ein Objekt aus lauter Kleiderbügeln ist. Und draußen bei den Gartenpflanzen steht eine Liege aus Teer (oder so, man darf sich jedenfalls nicht draufsetzen), ein unheimliches Tier steht im Gebüsch und dann … wird es mal wieder haarig.

Crest Hardware Art Show, 558 Metropolitan Avenue, Brooklyn, bis 30. Juli 2011