Anonymität ist alles. Jedenfalls, wenn man so etwas tut wie Poster Boy. Dann zeigt man sein Gesicht nicht in der Öffentlichkeit, man verbreitet seine Telefonnummer nicht, verbreitet sogar die Ansicht, Poster Boy sei gar keine Person, sondern ein Kollektiv. Mit einer Klinge bewaffnet geht Poster Boy in den Untergrund und kämpft gegen das Böse. In der U-Bahn schlitzt Poster Boy – nein, nicht Menschen, sondern Werbeplakate auf. Und baut daraus neue. Zum Beispiel solche:

Poster Boys neueste Werke

“Wir haben das einfach aus Langeweile angefangen”, sagt er dazu lässig. Aber ehe er das sagt, hat er Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Er will ja schließlich nicht verhaftet werden. Also vereinbart er mit Jamie Hook, dem Veranstalter der Open City Dialogue-Serie, dass er sich via Skype zuschalten lässt. Und so schauen wir alle auf eine Leinwand, auf der abwechselnd Slides mit Fotos und Kurzvideos von Poster Boy-Werken zu sehen sind – und auf ein ruckeliges Skype-Videobild.

Durch die Maske ist Poster Boy schwer zu verstehen. Aber man gewöhnt sich dran, er beantwortet alle Fragen, und am Ende bekommt er ganz viel Applaus. Dann wird er weggeschaltet, wir klatschen noch mal, und die Veranstalter beginnen, die Leinwand abzubauen. Und siehe da: Dahinter hervor kommt Poster Boy. Und noch einer. Und niemand wird verhaftet.