Der Mann hält eine winzige Kamera auf mich gerichtet. Ich soll etwas zu dem sagen, was da auf dem Boden liegt. “Kommt mir äußerst bekannt vor”, sage ich. “Nur nicht in dieser Größe.” Marc, dessen Namen ich bis vor zwei Sekunden nicht kannte, ist zufrieden. Als ich meine eigene Kamera ziehe, erwartet er glaube ich ein Interview. Aber ich will nur das Bild fotografieren (das ich in seiner Gänze hier nicht zeige; vielleicht schauen ja Kinder zu).

Und ich finde, Marc hat recht: “I love Fashion Week”, sagt er mit einem Blick auf einige der Outfits.  Da schwappen ästhetische Vorstellungen ineinander. Donnerstags macht man sich in New York generell schick, um die Ausstellungseröffnungen in Chelsea anzuschauen. Aber solche Schuhe, wie die Dame in Rot trägt, sieht man hier trotzdem nicht alle Tage. Eigentlich wollte ich gar nicht zur Vernissage von Adam Fuss. Aber ich musste aufs Klo, und ich hatte einen Tipp bekommen, in welcher Galerie es eins gibt. Da war ich auch. Und auf dem Weg zu den Orten, die auf meiner Liste stehen, bin ich danach hier vorbeigekommen. Aber zuerst wollte ich mir die Arbeiten von Airan Kang ansehen. Schließlich haben die viel mit Worten zu tun.

Dann, nebenan, stehe ich zwischen Installationen, die einen mit Stacheln, die aussehen wie von einem Stachelschwein, und die anderen aus einem Material irgendwo zwischen Alufolie und Plastik. Ein Mann bückt sich und nimmt den Rand eins der Dinger auf dem Boden kurz zwischen die Finger. Er weiß auch nicht so genau, woraus es ist. Ich frage ihn, ob er das alles immer einfach so anfasst, und er sagt: “Nein. Gemälde nicht. Also meistens.”

Er erzählt mir, dass die Stachelschweinstacheln gar nicht hart sind. Man könne sich so ein Teil ruhig in die Bude stellen, Kinder seien damit relativ sicher. Ich werfe die Frage auf, wie man das denn abstaubt. Er schlägt einen Staubsauger vor. Aber ich habe Angst, dass ich die Stacheln danach aus dem Beutel klauben muss. Dann gibt er mir den Tipp mit dem Klo (der mir im Übrigen eine ziemlich unheimliche Malerei-Ausstellung einbringt). Genau wie ich hat er eine Liste; nur waren er und seine Freunde früh genug hier, um schon eine kleine Runde hinter sich zu haben. Auf dem Weg nach draußen streife ich wie zufällig eine dieser Stachelschweinkakteenstacheln. Sie biegt sich weg. Husch, husch, schnell weiter.

Es hat geregnet. Der Sommer ist fast vorbei. Die Galeriesaison hat begonnen.