Im September fängt in New York der Ernst des Lebens wieder an, und trotzig stemmt sich eine Fülle übermütiger Veranstaltungen dagegen. Im Jahr 2018 bedeutet das unter anderem: Da treten Ritter und Hafenschlepper gegeneinander an, todschicke Leute fallen in Scharen in die Stadt ein, flankiert von containerweise Fotos, und das ist erst der Anfang.

“Pink” Modeausstellung & New York Fashion Week

Ehe Livestreams und BloggerInnen die Mode der Zukunft blitzschnell zu Familie Mustermann übertrugen, fand die New York Fashion Week an einem abgeschotteten Ort statt. Dort hatten nur geladene Gäste Zugang, und das waren entweder Menschen, die in der Modeindustrie arbeiteten, oder Promis, und davor warteten Schaulustige auf deren Ankunft. Heute ist es schwieriger, wenn Normalsterbliche einen Blick auf die aufgerüschten BesucherInnen der Modenschauen erhaschen wollen (so wie noch im Jahr 2013), weil sich selbige nun weit über die Stadt verteilen. Es gibt neuerdings aber auch ein paar Veranstaltungen, die Familie Mustermann besuchen könnte, wenn sie denn ein Ticket kauft. Ob das taugt, weiß ich nicht. Mit der Modewoche eröffnet zudem eine sehenswerte Ausstellung: “Pink – The History of a Punk, Pretty, Powerful Color” befasst sich dem Wandel der Modefarbe über drei Jahrhunderte – und selbstverständlich kann man sich auch für den Museumsbesuch mal so richtig schick machen.

Tugboat Race & Competition

Einmal im Jahr wird ein Stück des Hudson gesperrt, damit hart arbeitende Seeleute sich messen können. Das Spektakel beginnt mit einer Parade der tugboats, dann treten die Hafenschlepper zum Wettrennen an. Danach folgen allerlei weitere Wettbewerbe, vom Schlepper-Pendant zum Armdrücken, dem Bug-an-Bug-Wegdrücken, bis zu der Aufgabe, mit Vollgas auf den Pier zuzufahren und eine Leine über den Poller zu werfen – ohne Schaden anzurichten (und ja, ich hab Bilder von diesem Tugboat-Wettbewerb). Zuschauen kann man gratis vom Pier 84 aus (gleich neben dem begehbaren Kriegsschiff Intrepid) oder mit einem vorab gekauften Ticket von einem Zuschauerboot aus.

9. September, 10.30 bis 15 Uhr, Pier 84, West 43rd Street direkt am Hudson River, GRATIS an Land oder auf dem Spectator Boat für ca. 25 Dollar (Kinder unter 12 für 12 Dollar), Details auf der Website.

Photoville

Als ob New York noch nicht genug Reizüberflutung böte: Zum sechsten Mal zeigt Photoville, wie viele Fotos man in eine Ausstellung stecken kann. Genauer gesagt, 90 Ausstellungen, aber alle eng beieinander auf einem Feld aus Containern unter der Brooklyn Bridge. Mehr als 600 KünstlerInnen sind 2018 dabei. Ihre Fotos sind mal abstrakt, mal dokumentarisch, und beschäftigen sich mit Themen wie der Opioid-Krise in den USA, Roma in Estland oder Religion in Afrika, es gibt Katzenfotos und Street Photography aus New York, und auch der Nachwuchs bekommt Raum, diesmal etwa ein Filmprojekt von syrischen Jugendlichen in einem jordanischen Flüchtlingslager. Für Interessierte gibt es zudem ein Programm mit Kursen und Vorträgen.

13.-16. und 20.-23. September, Brooklyn Bridge Plaza (Ecke Water Street und New Dock Street), DUMBO (Brooklyn), GRATIS, Details auf der Website.

Accordion Festival

Klar hat eine Hafenstadt ein Akkordeonfestival! Den Sommer über veranstaltet der mitten in Manhattan gelegene Bryant Park allerlei Musikprogramme, und eines davon heißt “Accordions around the World”. Dessen Finale dauert satte fünf Stunden, und aus den Ziehharmonikas schwellen dann Klänge aus Usbekistan, Italien, Mexiko, den Kapverdischen Inseln in Afrika und den USA. Für Shilpa Ray wird es gar ein New Yorker Heimspiel.

14. September, 17-22 Uhr, Bryant Park, GRATIS, Details auf der Website.

German-American Steuben Parade

Am dritten Samstag im September geht das wieder los: Die Deutschen marschieren durch Manhattan! In New York haben viele Länder ihre eigenen Paraden, und an diesem Tag feiern wir eben deutsche EinwandererInnen, und das schon seit 61 Jahren. Das zeigt sich ein wenig an den teils altertümlich daherkommenden Marschtruppen – die Parade ist schließlich nach einem preußischen General aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg benannt. Es gibt aber auch Wagen mit fröhlichen Fußball- und Bierfans. Das zu diesem Festtag gehörige Oktoberfest im Central Park ist meist weit im Voraus ausverkauft, aber viele deutsche Restaurants in NYC veranstalten Ähnliches.

15. September, 12-15 Uhr, Fifth Avenue zwischen 68th und 86th Street, Zuschauen (abgesehen von den Tribünen) GRATIS, Details auf der Website.

Smithsonian Free Museum Day

Gratis ins Museum zu kommen ist für viele New York-BesucherInnen ein wichtiges Ziel – und manches Mal wünschen sie sich dann, dass nicht ganz so viele andere Leute auch wüssten, wann das MoMA oder das Guggenheim keinen Eintritt nehmen. Einmal im Jahr erfüllt das Smithsonian Magazine diesen Wunsch: Ein Reservierungssystem reguliert beim Free Museum Day die Menge der Kulturbeflissenen, und wer sich rechtzeitig anmeldet, kann in New York zum Beispiel ins Cooper Hewitt Design Museum, ins Jewish Museum, ins Rubin Museum (Kunst aus dem Himalaya) oder ins Intrepid Sea, Air & Space Museum. Eine Reservierung beinhaltet zwei Eintrittskarten, allerdings muss man sich für eins der Museen entscheiden, mehr Karten bekommt man danach nicht – auf diese Weise haben mehr Leute eine Chance.

22. September, diverse Museen, GRATIS, aber nur mit Vorab-Reservierung (ab 5. September), Anmeldung und Details auf der Website.

Medieval Festival

Klar gab es ein Mittelalter in New York! Allerdings herrschten da noch die Lenape auf der Insel, von Rittern und alten Klöstern keine Spur. Das hält uns aber nicht davon ab, das Mittelalter so zu feiern, als wären wir in Europa – so was in der Art müssen sich die Veranstalter dieses großen Fests hoch im Norden Manhattans gedacht haben. Schon reiten Menschen in Rüstungen Turniere, bei denen sie sich gegenseitig vom Pferd stoßen, es erklingen alte Weisen von Harfe und Schalmei, seltsam gewandete Menschen reichen Speis und Trank – und mittendrin stehen die Cloisters, die aus alten europäischen Gemäuern zusammengebaut wurden und über dem Hudson thronen (dauerhaft, drinnen gibt es beeindruckende Kunst aus sehr alten Zeiten). Das Festival zieht jedes Jahr Zehntausende an.

30. September, 11.30-18 Uhr, Fort Tyron Park (Eingang Margaret Corbin Circle/190th Street Ecke Fort Washington Avenue), Washington Heights, GRATIS (Essen etc. kostet), Details auf der Website.