“Ist einer von Ihnen hingegangen, Downtown?”

Ja, man kann eine Menge wissen über Künstler wie Jackson Pollock, Robert Rauschenberg, Andy Warhol und Claes Oldenburg. Und man kann auch gut darüber diskutieren, wie viele spannende Entwicklungen der Kunstwelt ihrer Zeit aus New York stammen. Aber nur hier fragt wohl auch jemand ganz ernsthaft, ob man selbst hingegangen ist, wenn ein Foto auf der Leinwand “The Store” von Claes Oldenburg zeigt (fast 40 Jahre ist es her, dass er den auf der Lower East Side “eröffnet” hat, und heute mausert sich die Gegend  zur New Yorker Galeriemeile Nummer dreiundachtzig).

Ich sitze in der Brooklyn Public Library bei  “Art in New York: From Jackson Pollock to Andy Warhol, and Beyond”, einem Teil der MoMA Lecture Series im Bildungsprogramm der Bücherei. Die Kunstkennerin auf der Bühne spricht so schnell, dass ich ihren Namen nicht verstehe und ein paar Details verpasse, aber die wichtigen Sachen kriege ich mit. Und auch dass die Leute hier alle brav ihre Suppe aufgegessen haben (und sämtliche Sorten von Campbell aufsagen können), dass die riesigen Stahlskulpturen von Richard Serra vor ihrer MoMA-Ausstellung zwei Menschen das Leben gekostet haben und dass es die New York Times war, die Jackson Pollock angesichts seiner Arbeitsweise das Etikett “Jack the Dripper” verpasst hat.

Nicht nur, aber besonders bei Mark Rothko betont die Vortragsfrau, dass die Farben über den Beamer natürlich nicht annähernd rüberkommen. Ich denke bei mir: Na klar, wir sollen uns alle schön Eintrittskarten kaufen – schließlich hat sie oft genug einen Bezug zur aktuellen Ausstellung “Abstract Expressionist New York” hergestellt. Aber so ist das gar nicht. Hingehen sollen wir durchaus; aber sie schenkt uns allen am Ende Eintrittskarten für die ganze Familie. Merke: In New York zahlt sich Bildungshunger ziemlich schnell aus.