Ich finde ja nicht, dass New York ein Schmelztiegel ist, und das finde ich auch gut so. Schließlich staune ich so gerne, und das passiert viel öfter, wenn Lebensstil und Kultur an jeder Ecke anders ausfallen. In den dicht gedrängten Parallelgesellschaften habe ich etwas entdeckt, das mich an Deutschland erinnert: Heute hatten so manche Kinder ihre blankgeputzten Schuhe in der Hoffnung aufgestellt, am Morgen Geschenke darin zu finden. Das habe ich früher zu Nikolaus gemacht, hier machen es viele hispanische Gemeinden am Dreikönigstag. Und in East Harlem (auch: Spanish Harlem oder El Barrio) halten sie zu diesem Anlass außerdem seit 35 Jahren eine Parade ab.

Genau, da kommen die Könige und bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe mit. Weil es nun mal eine Parade ist, laufen auch ganz viele Grüppchen mit, fast alle mit Papierkronen geschmückt, und Musik machen sie auch. Von buchstäblich nur drei Königen kann also keine Rede sein. Man beachte das Schuhwerk dieser Herren:

Aber Könige hin, Könige her: Die bekommen hier zwar alle ordentlich Fußvolk, aber keine Polizeieskorte. Die ist den wahren Stars dieser Parade vorbehalten. Ich hatte Sorge, ich hätte sie verpasst, aber sie kommen erst zum Schluss. Also genauer gesagt fast ganz zum Schluss. Hinter ihnen laufen drei Männer von der Stadtreinigung mit riesengroßen grünen Mülleimern. Aber das wollen wir gar nicht so genau sehen, oder? Hier kommen die Stars: