Wenn die anderen in den Brunnen springen, springst du ja auch nicht hinterher, hat mein Vater immer gerne gesagt. Aber ich muss ja unbedingt alles nachmachen. Da besuche ich eine liebe Freundin, um mir ihre neugeborene Tochter anzuschauen, und sie erzählt mir davon, dass das alles wahr ist, was sie übers Kinderkriegen sagen: Sie schwebt auf einer Hormonwolke dahin. Das mache ich jetzt auch. Und das Coole daran ist: Ich muss mich dafür nicht einmal mit dreckigen Windeln herumschlagen.

Ich fühle schon alle möglichen Hormone durch mich hindurchrauschen, als ich vor dem Mikro stehe und lese, aber die große Flut kommt erst hinterher. Alles erscheint mir perfekt. Ich habe mein New Yorker Literatur-Debüt am besten Ort, zur besten Zeit, vor dem besten Publikum gegeben – und, wie sie hier sagen: I nailed it. I rocked the house.

Stolz und dankbar bin ich, und ich stelle mir vor, dass dafür dieselben Hormone verantwortlich sind wie bei meiner Freundin. Dieser Moment bleibt. Ich habe im altehrwürdigen Players Club gelesen, umgeben von den größten Dramen der Welt, vor Elite-Publikum, und als wäre das noch nicht genug, eingeladen und angesagt vom wunderbaren Brute Force, der mir hinterher anerkennend zunickt und sagt: “Wann kannst du das nächste Mal herkommen?”