Es sind unheimliche Zeiten, nicht nur wegen des bevorstehenden Halloweens. Klar schauen New YorkerInnen auf die neuesten Berichte über die Rohrbomben, aber es gibt noch viele andere lesens- und überdenkenswerte Schlagzeilen. Gesetze zum Beispiel, die das Leben in der Stadt immens verändern könnten. Und es gibt auch etwas zu Schmunzeln – sogar über Hundehaufen.

Was eine Zeitung gerne über eine Bombe berichtet

Über die Rohrbomben, die an Trump-KritikerInnen und SpitzenpolitikerInnen der Demokratischen Partei geschickt wurden, lest und hört und seht ihr ja sogar in der deutschen Presse. Deshalb gibt’s von mir nur ein Detail aus New York: Eine ganz spezielle Art und Weise, wie so ein Paket aufgefallen ist. Das habe ich mich nämlich durchaus gefragt. Dass bei ehemaligen Präsidenten wie Clinton und Obama die Post auf so etwas durchleuchtet wird, leuchtet mir ein. Aber Robert de Niros Post? Da war ein privater Wachmann auf zack. Der hatte das Paket beiseite gelegt, weil er es genauer untersuchen wollte. Aber erst als er die Zeitung las, handelte er blitzschnell, rief die BombenexpertInnen der NYPD und ließ seinen Kollegen derweil das ganze Gebäude absperren. Schon klar, dass eben jene Boulevardzeitung ein kleines bisschen stolz über den Vorfall berichtet.
(Nachlesen bei der New York Post; einen Hintergrundbericht über Bombenpakete in den USA gibt es bei City Lab)

Polizei druckt Visitenkarten

Am 19. Oktober trat der neue Right To Know Act – ein Informationsanspruchsgesetz – und regelt zwei Situationen für die PolizistInnen neu: Erstens dürfen sie niemanden ohne dessen oder deren ausdrückliches Einverständnis abtasten oder Tasche, Auto oder Wohnung durchsuchen, sofern die PolizistInnen keine Rechtsgrundlage dafür haben ( etwa einen richterlichen Durchsuchungsbefehl oder Gefahr in Verzug, also ein unmittelbar bevorstehendes schweres Verbrechen). Zweitens müssen sie sich in den meisten Szenarien mit Namen und Dienstrang vorstellen und den Grund sagen, warum sie jemanden anhalten, und wenn in Folge keine Verhaftung oder Verwarnung mit Bußbescheid kommt, außerdem unaufgefordert eine Visitenkarte mit ihrem Namen, Dienstgrad, der Nummer ihrer Dienstmarke und ihrem Vorgesetzten überreichen. Damit soll es für die BürgerInnen einfacher werden, die NYPD zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie rechtliche Grenzen überschreitet.

Das Gesetz folgt einem jahrelangen Gerangel. So können wir doch nicht Verbrechen nachgehen, wenn ihr das macht, dann wird New York gefährlich, haben manche bei der New Yorker Polizei gerufen und schräge Bilder davon gemalt, wie PolizistInnen gedungene MörderInnen mit Visitenkarten versorgen. Aber genutzt hat es nicht so viel, wie sie es erträumten. Die NYPD muss sich selbst an die Gesetze halten, aber leider tut sich das nicht immer – und dehnt stattdessen die Grenzen gar sehr. Die Gesetzesinitiative kam unter anderem deswegen auf, weil die New Yorker Polizei massenhaft Menschen, und zwar überwiegend Schwarze und Latinx, anhält und durchsucht – einfach so, ohne jeglichen Grund zur Annahme, diese Menschen hätten eine Waffe versteckt und wären drauf und dran, ein Verbrechen zu begehen. Nutzt also nix. Die NYPD hat zehn Millionen Visitenkarten gedruckt.
(Bericht über das Gesetz und die Reaktion von PolizeivertreterInnen nachlesen bei ABC New York, die neuen Regeln nachlesen bei der Organisation Change The NYPD)

Die Daumenschrauben des Einwanderungsrechts

Die großen Aufreger ernten die meisten Schlagzeilen, und ich bin froh, dass immer noch ein paar Überstunden drin sind, um auf die vermeintlich winzigen Gesetzesvorhaben zu schauen, die viel weitreichendere Auswirkungen haben als beispielsweise die dreitausendste Ankündigung eines Mauerbaus. Die US-Regierung versucht derzeit, ein Detail am Einwanderungsrecht zu ändern: Im 447 Seiten langen Kleingedruckten der Neuerungen für seine Regeln will das Department for Homeland Security all jenen Menschen eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in den USA (zum Beispiel eine Greencard) verweigern, die soziale Leistungen beziehen – auf die sie allerdings einen gesetzlichen Anspruch haben. Das heißt, künftige EinwanderInnen hätten die Wahl: Entweder gibt’s – vielleicht – einen legalen Aufenthaltsstatus oder Hilfe bei der Wohnungssuche, Impfungen, food stamps (staatliche Beihilfe für Lebensmittel) oder Krankenversicherung.

Die US-Regierung begründet dieses Vorhaben mit dem Wunsch, Kosten zu sparen. Die New Yorker Stadtverwaltung stellt das in Frage. Jeder Dollar, der mit Hilfe von food stamps ausgegeben wird, führt demnach zu Wirtschaftsaktivitäten im Wert von 1,79 Dollar. Allein dadurch würde die vorgeschlagene Änderung in New York zu einem Verlust von 185 Millionen Dollar im Jahr führen. Denn schätzungsweise 75.000 EinwandererInnen in New York wären von der Änderung betroffen, weil diese Menschen sowohl für eine Greencard-Bewerbung in Frage kämen als auch einen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Weitere 400.000 EinwohnerInnen New Yorks könnten eines Tages die nötigen Grundlagen für eine Greencard-Bewerbung erreichen und dann möglicherweise vor demselben Problem stehen.
(Nachlesen bei der Daily News)

Hat jemand Verwendung für Riesen-Riesenradteile?

Aus der Traum für das fast 200 Meter hohe Riesenrad, das am Ufer von Staten Island scharenweise TouristInnen anziehen sollte. Die dahinterstehende Baugesellschaft hat sich mit Baufirmen gestritten, die wegen unbezahlter Rechnungen die Arbeit niedergelegt hatten, und bei der Stadt um finanzielle Rettung des Projekts in Form von 140 Millionen Dollar gebeten – aber New York sagt nö. Schließlich hat das Riesenradprojekt bereits 400 Millionen Dollar versenkt, und mehr als vier gigantische Verankerungen sind nicht zu sehen. Das Riesenrad selbst liegt seit mehr als einem Jahr in Brooklyn auf Lager (in diverse Teile zerlegt) – und soll nun versteigert werden. Schließlich muss die Investorengemeinschaft noch die Baustelle entfernen und das Ufer von Staten Island wieder in seinen Ursprungszustand zurückführen.
(Anschauen oder nachlesen bei NY1)

Eiskalt erwischt

Die New Yorker Restaurants lassen sich bekanntlich sehr oft etwas Neues einfallen, um aufzufallen. Das geht schon mal schief. Da bietet ein angesagtes Restaurant eine Vorspeise namens Iced Sichuan Water Pickles an (übersetzt etwa: gefrorenes oder geeistes Wasser-Eingelegtes á la Sezuan) für acht Dollar – und dahinter verbergen sich bloß mit Gewürzen bestreute Eiswürfel. Einem bekannten Restaurantkritiker fiel das auf, weil seine Begleitung und er viel auf dem Tisch hatten, diese Vorspeise eine Weile herumstand – und vor sich hin schmolz.
(Nachlesen bei Eater)

In Manhattan ist die Kacke am Dampfen

In New York gibt es eine zentrale Telefonnummer, bei der man allerlei Dinge erfragen und sich über noch viel mehr Dinge beschweren kann und dann an die passende Stelle in der Stadtverwaltung (oder zur Polizei) weitergeleitet wird. Die Statistiken dieser 311-Anrufe sind immer wieder ein Anlass zum … sagen wir mal: Staunen. Diesmal: Wo gehen die meisten Beschwerden über Kackhaufen auf dem Gehsteig ein? In Manhattan. Die Immobilienseite RealtyHop hat die Daten ausgewertet und kommt dort pro Quadratmeile auf 9,6 Scheißbeschwerden (sorry, aber die Zweideutigkeit ist einfach zu verlockend). Damit überholt Manhattan die Bronx, die letztes Jahr noch die Statistik der Häufchen anführte, die vorwiegend von HundebesitzerInnen hinterlassen werden (was in ganz New York zu einem Bußgeld führt, wenn man erwischt wird). Sucht man nun nach Verbindungen zwischen den Beschwerden und anderen Daten, fällt auf: Je höher der Median der Wohn- und Grundstückswerte, desto weniger Beschwerden über Kackhaufen auf der Straße. Was sagt das jetzt über reiche Leute?
(Nachlesen bei Realty Hop)