Es ist Harlem Week, und eigentlich will ich mir eine Modenschau anschauen. Aber der Wetterbericht warnt vor einem schweren Gewitter, und ich höre lieber drauf, weil ich Freitag Abend schon die Tornadowarnung (!) verpasst habe und nur Glück mit meiner Ortswahl hatte. Und schon schüttet es. Als der schlimmste Wind und Regen aufhören, ist es zu spät für die Modenschau.

Also fahre ich nach Spanish Harlem, immerhin (es bestehen große Unterschiede zwischen Harlem und Spanish Harlem), und schaue mir den neuen Target an. Die Supermarktkette kreist New York schon länger ein, und während Wal-Mart vor einigen Jahren ebensolche Pläne aufgab, eröffnet heute der erste Target in Manhattan. An diesem Ereignis kam man vor lauter Werbung kaum vorbei.

Lange Zeit schien der Straßenname das Gegenteil dessen zu versprechen, was einen dort erwartete: Pleasant Avenue. An einer Ecke hier ließ Francis Ford Coppola eine Kampfszene für “Der Pate” drehen, und tatsächlich hatte die Mafia die Gegend lange Zeit im Griff.

Heute fürchten die Inhaber all der kleinen Geschäfte nicht die Fingerbrecher, sondern die Niedrigpreis-Konkurrenz. Auf die Kundschaft hat sich Target bestens eingestellt: Diese Filiale führt Produktlinien wie Suavitel, die speziell auf hispanischen Verbraucher abzielen. Und all die großen roten Schilder, die im Laden zeigen, wo was ist, sind zweisprachig. So lerne ich, dass “electronicos” “electronics” bedeutet.