Die Tür öffnet sich, und dahinter sehe ich eine rote Leine mit einem aufgeregten schwarzen Pudel dran. “Hast du Probleme mit Hunden?”, höre ich dazu, und mir wird gewahr, dass mein Mund offensteht. Angst sieht anders aus, ich verneine und schließe die Tür zum Wartezimmer. Ich habe einen Arzttermin.
Während ich lerne, dass das Tier Ettro heißt, stellt es seine Pfoten gegen meine Beine, schaut begeistert zu mir hoch und löst einen Reflex aus. Ich lasse meine Hand durch sein Fell fahren. Das ist mir schon eine ganze Weile nicht mehr passiert. Der Hund neigt seinen Kopf wie eine Katze. Dann verschwinden Pudel und Doktor, das Wartezimmer widmet sich seiner Daseinsberechtigung, und während ich sonst in diesem Moment hochkonzentriert versuche, nicht an das Bohrergeräusch zu denken, dreht in meinem Hirn jetzt nichts anderes seine Runden als:
“Ein Hund? In einer Arztpraxis??”
Auf dem Weg ins Behandlungszimmer bemerke ich, dass das Tier die Leine losgeworden ist und freudig ein Beißholz anschleppt. Ich hatte glaube ich noch gar nicht erwähnt, dass ich beim Zahnarzt bin. Früher einmal habe ich ihn schon den Mitmachzahnarzt getauft, weil es hier bisher keine Sprechstundenhilfen gab und ich erst durch meine Einbindung in alles, was mit zwei Händen nicht machbar ist, feststellte: Diesen Spuckeschlauch sollten Patientinnen selbst halten, dann sammeln sich keine Wasserreservoirs im Mund.
Mein Zahnarzt sieht sich außerdem als Spezialisten für Schissbuxen. Er hat mir schon mal ein Stofftier aufgedrängt, das ich während der Behandlung festhalten sollte. Da hatte ich dann alle Hände voll zu tun. Jetzt hab ich kein Stofftier, aber mittendrin merke ich, wie Ettro seinen Kopf ganz zart an mein Bein lehnt. Der Arzt behandelt es als Selbstverständlichkeit, dass das Tier ins Behandlungszimmer gekommen ist. Kurz darauf konstatiert er: “Na, der wird nicht viel beitragen, er hat sich da unten zusammengerollt.”
Später, als ich im Bürozimmer der Praxis Platz nehme und bezahlen soll, ist der Pudel wieder so munter wie zuvor: Beißholz, Pfoten, Kopf schräglegen. Zu meiner Erleichterung heißt der Doktor nicht Faust.
Pudelwohl habe ich mich während der Behandlung übrigens dennoch nicht gefühlt.
Dörte Behrmann
April 24
Wie ungewöhnlich! Wobei – meine Mutter darf zu Hunde-Kümmer-Zeiten meinen Hund auch mit zu ihrem Zahnarzt nehmen. Der sitztz dann ganz entspannt im Warteraum, während Arzt und Patientin ihre Dinge tun. Witzig!
Durch die Zeilen lese ich, dass deine Zahnprobleme wieder fort sind? Das ist fein. Herzlich, Dörte
Petrina Engelke
April 24
Lustig, ein Hund im Warteraum – so was hab ich auch noch nie gehört! Und danke der Nachfrage, mein Zahnarzt hat seinen Job erledigt (und der Pudel auch), beim nächsten Mal ist es dann hoffentlich wieder nur die übliche Kontrolle.