Klar gibt es in New York einen Haufen It-Clubs, komplett ausgestattet mit samtenen Absperrungen und weniger samtenen Türstehern. Oder, noch viel exklusiver, hinter unmarkierten Türen, von denen nur gewisse Kreise wissen. Und dann gibt es Roberta’s. Hier zucken Gäste mit Hoffnung auf einen Tisch nicht mit einer einzigen Wimper, wenn der Empfangschef ihren Namen auf die Liste schreibt und sagt: „Das dauert ungefähr eine Stunde“. Alles nur für eine Pizza.

 

 

Eins der angesagtesten Restaurants New Yorks liegt ein gutes Stück nach Brooklyn hinein, in Bushwick, umgeben von einem Präzisionsmetallhersteller, der Zentrale eines privaten Taxiunternehmens und einer Betonfabrik. Vor fünf Jahren war es dort noch rauer als jetzt, aber für junge Künstler eben auch erschwinglich.

Die beiden Musiker Chris Parachini und Brandon Hoy lernen sich bei einem Bartender-Job kennen, lieben Pizza – und reisen zusammen mit Carlo Mirarchi und Mauro Soggio nach Italien.

 

 

Dort lernen sie die Pizzabäckerei, kaufen einen alten Holzofen und kehren nach Bushwick zurück, um zwischen Industriebunkern ihr eigenes Restaurant zu eröffnen. Doch auf so etwas ist die Gegend nicht eingestellt. Gas- und Stromleitungen fehlen, die Neuverlegung dauert, und den Pizza-Visionären geht das Geld aus. Nur mit dem Ofen, einer Menge Holz und zwei Bunsenbrennern eröffnet Roberta’s 2008. Heute backen sie dort längst nicht nur Pizza.

Auf der Speisekarte sehen die Gerichte simpel aus. Wenige Zutaten, gerne mal in seltsamer Mischung, immer mit saisonalem Touch – schließlich hat Roberta’s eine eigene kleine Farm gleich hinter der Hütte, wo neben den Gemüsecontainern, Bienenkörben und dem Dach-Gewächshaus im Sommer weitere Tische stehen und manchmal Partys die Umgebung beschallen.

 

 

So führt Chefkoch Carlo Mirarchi das zarte Pflänzchen, das einmal zur Lauchstange gewachsen wäre, mit grünem Knoblauch, Zwiebel, Balsamico und Miticrema zu etwas zusammen, das alle Nerven im Mund vibrieren lässt. Und das ist ja nur eine Vorspeise. Auf die Pizza rieseln unter seiner Fuchtel zum Beispiel Mozzarella, Parmesan, Zitrone und frischer Pflücksalat. Oder Grünkohl, Maitake-Pilze, Knoblauch, Chili und Prairie Breeze-Cheddar. Als Hauptgericht kommt beispielsweise Enten-Konfit mit Möhren, Löwenzahn und der norditalienischen Sauce Bagna Cauda auf den Tisch.

All das kredenzen sie bei Roberta‘s in einer Betonziegel-Hütte mit blanken Holztischen, langen, harten Bänken und einem ausgezeichneten Service. Unsere Kellnerin kennt jede Zutat beim Vornamen und taucht auf den Punkt rechtzeitig auf, um nachzuschenken oder zu fragen, wie es schmeckt. Allerdings fragen Kellner in New York das gar nicht direkt, sie fragen: „Everything okay?“

 

 

Dafür rücken auch gern mal Promis an, was nach New Yorker Tradition aber nicht weiter Aufruhr verursacht. Außer im letzten Herbst. Da schwärmte angeblich der Secret Service durch Bushwick. Definitiv saß große Politik bei Roberta’s: Für eine Dinnerparty mit Alt-Präsident Bill Clinton und Ex-Außenministerin Hillary Clinton schloss das Restaurant vorübergehend seine Pforten.

Aber das war eine Ausnahme. Jetzt dürfen wieder alle gleich auf einen Platz auf der Bank warten.