Was mache ich mit 180.000 Bildern? Diese Frage ist das neueste der “only in New York”-Probleme, die mich gleichzeitig nerven und stolz drauf machen, das miterleben zu dürfen. Diesmal könnt ihr euch dieses “Problem” – eigentlich ist es mehr so eine Entscheidungsfrage – auch zu eigen machen. Mit den 180.000 Bildern könnt nämlich auch ihr machen, was ihr wollt.

Ich mache euch das einfach mal schnell vor:

Berenice Abbott, Watuppa

Dieses Foto von der Watuppa vor der Skyline von Manhattan aus dem Jahr 1935 stammt von Berenice Abbott. Die Fotografin wurde sowohl durch Porträts von Menschen wie Coco Chanel und James Joyce bekannt als auch durch ihre Architektur- und Straßenszenen aus New York.

Ich habe eine Schenkelklopferpostkarte aus dem Bild gemacht. Weil ich gerade jemanden hatte, dem ich sie gut und gerne schicken konnte (per Mobiltelefon in Echtzeit zu genau der Zeit, als sich das inhaltlich anbot). Ich könnte sie sogar drucken lassen und verkaufen. Das ist legal – auf dem Foto sind die Urheberrechte erloschen und es kann unbegrenzt für jeden Zweck verwendet und veröffentlicht werden. In Amerika nennen wir das “public domain”.

Ihr könnt euch dieses Foto und 179.999 weitere Bilder auch legal herunterladen – bei der NYPL.

NYPD habt ihr schon mal gehört. So heißt die New Yorker Polizei (New York City Police Department). Aber NYPL? Sagt euch nix? Das steht für New York Public Library, also für unsere Bücherei. Und genau wie die Polizei hat sie viel mehr als eine Wache Filiale in der Stadt. Plus die Digital Collection.

Die NYPL hat nämlich nicht nur Jonathan Franzens “Purity” und Wednesday Martins “Primates of Park Avenue” zum Ausleihen, sondern jenseits der Regale auch eine riesige Sammlung von Dokumenten: Landkarten, Fotos, Zeitungsausschnitte, Werbeschnipsel, Speisekarten, Zeichnungen, Theaterplakate … All diese Schätze will die New Yorker Stadtbibliothek nicht länger in homöopatischen Dosen ausstellen. Sie kommen unter den Scanner.

Und diese Woche kommt die NYPL auf einmal damit an, dass sie alles, was schon gescannt ist, zusätzlich zu Kategorien, Jahrhunderten und Farben auch mit dem Tag “public domain” versehen hat. Gleich bei der Suche in der Digital Collection gibt es da jetzt ein praktisches Kästchen zum Hakensetzen – und schwupp, kommt bei der Suche nur das raus, was ich für eigene Zwecke nutzen darf.

Zusätzlich könnt ihr auch an sogenannten Remix-Projekten mitmischen. Die NYPL stellt schon einige davon vor, auch wiederum zum – ihr ahnt es – Mitmachen. Sehr lustig finde ich zum Beispiel “Fifth Avenue, Then and Now“. Da vergleicht ihr Fotos von 1911 mit Straßenansichten von 2015.

Derweil produziere ich Hirnschmalz über die Frage, was ich mit diesem Fundus an New York-Geschichte hier im Blog so alles anstellen könnte – und freue mich wie üblich über eure Vorschläge.

Hier schon mal eine rein subjektive (und zufällige) Auswahl an Bildern.

Das erste Motiv habt ihr hier schon kennen gelernt, es steht vor dem National Museum of the American Indian (und darüber nachlesen könnt ihr hier):

Skulptur vor American Indian Museum

Soweit zu meinen eigenen Bildern – die urheberrechtlich geschützt sind. Im frei verfügbaren Fundus der Stadtbücherei finde ich dasselbe Motiv – aber zu einer anderen Zeit. Früher war in dem Gebäude dahinter noch kein Museum, da war es noch das Zollamt (Custom House). Und im Hintergrund tippte niemand in einem Glaspalast Zahlen in seinen Rechner, sondern da feilschten Händler an der New Yorker Lebensmittelbörse um Getreide, Butter, Boots-Charter – an der New York Produce Exchange.

Custom House und Produce Exchange

Bleiben wir doch gleich beim Essen: Habt ihr euch auch schon mal gefragt, was die Leute früher auf den Dampfschiffen, mit denen sie nach New York kamen (oder von dort wieder verschwanden) eigentlich gegessen haben, nachdem sie die Seekrankheit überwunden hatten? 1853 gab es unter anderem Tauben.

Schiffsspeisekarte von 1853

Und schon werde ich ganz nostalgisch. Nicht wegen der Tauben, sondern weil mein Blick darauf fällt, wie gewitzt eine kleine Zeitungsmeldung einmal ausfallen konnte. Hier ein Ausschnitt aus dem “New York Daily Mirror” vom 3. Januar 1933:

New York Daily Mirror

Meine eigene Geschichte könnte ich aus dem U-Bahn-Bau machen. Baustellenbilder fand ich bis dato ja nicht sooo spannend (na ja gut, mit Ausnahmen). Auch wenn die Second Avenue Subway in Manhattan noch (immer) nicht fertig. Jetzt könnte ich sie neben diese von der Broadway Line aus dem Jahr 1903 stellen:

Broadway Line Subway Construction

Oder … wie wäre es mit Musik? Im Archiv der NYPL finden sich auch so einige Noten. Diese stammen aus dem Jahr 1895.

On Broadway, Notenblatt, 1895

 

Selber suchen? Hier findet ihr die NYPL Digital Collection.