Streetart polarisiert. Immer noch. Gerade in New York. Dieser Streitfall um ein mehrere Stockwerke hohes Wandgemälde in East Harlem dreht sich jedoch nicht um die üblichen Argumente.

 

Don Rinx Diaspora Streetart East Harlem

 

Der Künstler Don Rimx nannte sein Werk “Diaspora” – es kam im Rahmen von “Los Muros Hablan NYC” (Die Wände sprechen) auf diese Häuserwand auf der 100th Street in East Harlem. Das Projekt, bei dem mehrere Künstler auf diversen Wandflächen in einer bestimmten Gegend legal arbeiten, lehnt sich an ähnliche Kunstprojekte in südamerikanischen Ländern an, allem voran der Karibikinsel Puerto Rico – in dieser Gegend New Yorks wohnen nämlich sehr viele Einwanderer von dort.

Politikerin klagt wegen Mural in East Harlem

“Los Muros Hablan NYC” wurde vom Museo El Barrio, dem Kulturzentrum El Repuesto in San Juan und der Stadträtin Melissa Mark-Viverito präsentiert. Und da fängt der Ärger an. In den Kommunalwahlen 2009 gewann Mark-Viverito gegen Gwen Goodwin an – und als diverse Wände in East Harlem frische Streetart bekamen, standen gerade die nächsten Wahlen an. Goodwin verlor abermals.

Und jetzt, Monate später, verklagt sie Melissa Mark-Viverito auf eine Million Dollar – wegen eben jenes Murals. Goodwin sieht es als Raubvogel, dem der Hals umgedreht wird und der zudem mit einem Holzschwert erstochen wird. Das ziert das Haus, in dem Goodwin seit langen Jahren lebt, und es sei ein Fluch und eine Drohung.

Aberglaube und Santeria in East Harlem

Und das kommt so: Wie in vielen karibischen Gesellschaften gibt es auch in Puerto Rico eine Menge Aberglauben, und viele Menschen praktizieren Santeria, eine wilde Mischung aus verschiedenen Glaubensrichtungen, mit denen man auch Voodoo-artige Zauber wirken kann. Auch in East Harlem kann man in einer Botanica die passenden Zutaten bekommen, um Hexenschuss oder Liebeskummer zu heilen.

Goodwin begibt sich damit auf Glatteis. Sie behauptet, ihre Rivalin habe mit dem Bild, das in ihrer Kultur dieselbe Wirkung habe wie ein Galgen anderswo, die Wahlkampagne durcheinander gebracht, es seien auch seltsame Dinge passiert – aber sie sei Christin und glaube natürlich nicht an Zauberkram. So ungefähr jedenfalls lesen sich diverse Interviews, mit denen sie die Boulevardpresse in der Gegend zitiert.

Street Artist landet in der Boulevardpresse

Don Rimx kann darüber wohl nur den Kopf schütteln. Der Street Artist hatte etwas ganz anderes im Kopf, als den Konkurrenzkampf zwischen zwei Politikerinnen zu schüren – und findet sein Werk auf der Titelseite der New York Post. In seinem Tumblr-Blog schreibt er dazu (auf Spanisch), dass dieses Bild für eine Straße steht, in der viele Menschen fern der Heimat hart arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen. Und wie Zugvögel würden sie sich aufmachen, um ihren Träumen zu folgen.