Ich wasche schon ewig in Waschsalons, und ungefähr genauso oft höre ich die Frage: Hast du keine Angst, dass dir da einer deine Sachen klaut? Nein, habe ich nicht. Aber wann immer ich die Frage höre, wird mir für einen Moment ein bisschen flau. Das Gefühl wasche ich mir porentief sauber aus dem Pelz mit dem Gedanken, dass ich schon ewig in Waschsalons wasche und noch nie etwas weggekommen ist, weder bei mir noch bei sonst irgendwem. Bis jetzt.

Ich will mich mit R.* treffen, er muss aber eben noch seine Wäsche fertigmachen. Was in New York normalerweise bedeutet, dass man auf die Waschsalon-Maschinen wartet (oder auf die Münzmaschinen im Keller). Also schreibe ich nach einer halben Stunde eine SMS, wie es aussieht. “Nass”, schreibt R. zurück. Die Maschine war kaputt, jetzt ist alles triefend nass, aber von Waschmittel unberührt. Die Sache zieht sich hin, wir verschieben unsere Pläne für den Abend.

[* Mir fällt auf, dass diese Abkürzungen irreführen: Angesichts der Tatsache, dass ich hier über R., R., R., R. und R. schreibe, sollte ich vielleicht besser alle einfach X nennen?]

Heute frage ich nach, ob die Wäsche am Ende doch noch sauber geworden ist. “Nun ja”, sagt R. “Soweit ich noch Wäsche habe …”

R. hatte nach dem Waschen schon mal die Sachen nach Hause gebracht, die nicht in den Trockner dürfen (die Waschsalondichte gibt einen Abstecher nach Hause locker her), dann zu Hause den Fehler gemacht, sich kurz auszuruhen und dabei einzunicken. Er war also nicht zurück, bevor die Wäsche fertig war. Als er sie abholen wollte, war sie weg.

“Na, du hast ja auch ein paar schöne Sachen”, versuche ich zu trösten.

R. schweigt. Dann sagt er: “Ich habe Unterwäsche gewaschen. Und ich kaufe nicht gerade Designermarken.”

Das, so versuche ich, war dann aber sicher eine gute Tat. Jemand, der Unterwäsche klaut, hat es bestimmt wirklich nötig. Und ja, R. hatte diesmal ordentlich Bleichmittel in die Maschine gekippt, die Wifebeater waren also strahlend weiß. Aber das ist nicht die ganze Geschichte.

R. war mit dem Waschen spät dran. Spät dran bei Waschsalonnutzern heißt: Nix Sauberes mehr im Schrank. Deshalb ist er jetzt, als wir telefonieren, auf dem Weg zur Arbeit, in einer ordentlichen Hose ohne Unterwäsche darunter.