Immense Situationen versteht man ja oft am besten anhand der ganz kleinen Dinge. So geht mir das jetzt auch. Klar ist mir bekannt, wie das mit der Wirtschaftskrise vonstatten ging. Immobilienkredite an Leute, die sich gar kein Haus leisten können und so fort. Aber zumindest meiner Perspektive gibt es dieses gewisse Etwas von Realität, als ich mit X spreche, dessen Namen ich zu verschweigen versprach. Er arbeitet in der Autobranche. Und er beobachtet einen massiven Wechsel. Und er sieht den ganz neutral.

Vor, sagen wir mal, 2008, sagt er, war das echt anders. Also nicht im Kundenverhalten. Gerade diese Woche hatte er wieder Leute, die im Jahr 20.000 verdienen und ein Auto für 50.000 haben wollen, für das sie eine Monatsrate von 200 Dollar abstottern wollen. Denen rechnet er dann aus, was sie sich leisten können, falls sie denn die Raten bedienen können. Repo heißt das, was sonst passiert, und wofür er schon mit einer Waffe bedroht wurde. Oft, so sagt X, schaffen sie gerade mal zwei Raten, und dann kommt nichts mehr von ihrer Seite, wohl aber von Seiten des Autohauses. Reposession. Wiederinbesitznahme.

Das finde ich ja schon unheimlich. Aber vor, sagen wir mal, 2008, sagt er, war das noch anders. Da haben die Banken einen Kredit für ein 40.000 Dollar teures Auto gewährt, auch wenn man nur 20.000 im Jahr verdient. Und sie wollten nicht viel dafür sehen. Während sie jetzt, so sagt er und macht große Augen, dafür einen Einkommensnachweis sehen wollen.

All das im Hinterkopf ändert aber nicht viel. Der freundliche Mann rät mir ganz dringend, mir hier eine so genannte Credit History aufzubauen. Da hake ich nach. Aber wenn ich mir hier nie ein Auto, ein Haus oder so was kaufen will?

Egal, sagt er. Kreditwürdigkeit ist alles. Das ist eben die Welt, in der wir leben.

Was wir denn jetzt aus der Wirtschaftskrise gelernt haben, kann er mir auch nicht sagen.