Ich hab doch bloß eine Bemerkung über das Wetter gemacht. Das gilt eigentlich als unverfängliches Smalltalk-Thema, und nachdem ich wegen des Regens heute schon genug geflucht habe – ich trage Sandalen – und auf dem Weg ins Taxi mal wieder nass geworden bin, war es so natürlich wie Ausatmen, den Regen zu erwähnen. Aber das war ein Fehler.

„Ja“, sagt er. „Das könnte am Haarp-Projekt liegen.“ Ich verstehe erst mal nur “Harp” und irgendein Gemurmel dahinter und denke daher, er meint irgendeines dieser Wetterphänomene wie Jet Stream oder Lake Effect. Aber bald dämmert mir, dass der Mann von einer zu üblen Zwecken eingesetzten Technologie spricht. Oben in Alaska fummeln sie zu militärischen Zwecken am Wetter rum, meint er.

Mir schwant, dass ihm das ein paar Aliens verraten haben, und so signalisiere ich schweigend Desinteresse, aber das stört ihn nicht. Schließlich ist das bei weitem nicht die einzige Verschwörungstheorie, die er kennt. Und ich muss zum Bahnhof, das sind mindestens 20 Minuten Fahrtzeit. Nazigold, Sonnensturmflieger, unterirdische Städte, deren Koordinaten alle Reichen kennen, die Verstrahlung der Welt mit Marx irgendwo zwischendrin und der Dritte Weltkrieg.

Da komme ich von einem Termin, an dem ich den ganzen Tag einem Globalisierungsexperten und 43 Führungskräften zugehört habe und zwischenzeitlich dachte, jetzt bin ich deprimiert über den Zustand der Welt, schöpfe gerade ein bisschen Hoffnung, und dann besiegelt eine Bemerkung über das Wetter deren Untergang.