Sie waren mir noch nie sympathisch. Und jetzt habe ich auch einen Grund dafür. Dieser Grund wiederum ist der Grund dafür, warum ich nur ein unscharfes Bild als Fußnote anhängen kann.

Aus dem Kasten rechts kommt unter anderem das Kabel, durch das die Internetverbindung für mein Büro rauscht. In der Ecke an dessen linker Seite rupft ein Tier (genau hinschauen!) an allem, was aus der Kiste kommt. Es reißt und kaut an den Kabeln und macht mich seit Tagen zum Mitglied der digitalen Boheme, zum Arbeiten ziehe ich in Cafés um (oder, ganz uncool, in die nächstgelegene Bücherei). Das Biest da unten ist keine Ratte. Es trägt den verharmlosenden Namen “Eichhörnchen”.

In gewissem Sinne habe ich Glück, dass ich es erstmals sehe, während der Techniker der Internetfirma bei mir ist. Es ist ein Beweis. Der Mann meint, die Tiere müssen erst einmal vertrieben werden, sonst fressen sie nur immer wieder an den Kabeln, und diese Aufgabe falle in den Zuständigkeitsbereich des Hausmeisters. Ich rufe also den Hausmeister an, der aber sagt, der Kasten gehöre der Internetfirma, den rühre er nicht an. Ich reiche mein Telefon weiter und lasse die beiden verhandeln. Der Hausmeister beharrt auf seinen Standpunkt.

Eins der beiden Eichhörnchen ist immer noch da. Wenn es weg wäre, könnte der Techniker mir wenigstens für den Moment ein neues Kabel verlegen. Das Tier lässt sich mit einem gezielt geworfenen Metallteil nicht vertreiben. Der Techniker und ich gehen nach unten. Das Eichhörnchen sitzt sprungbereit auf einem Fenstersims. Die Biester greifen tatsächlich Menschen an (was mich an die lächerliche Geschichte erinnert, wie einmal das Sommerloch im Presseamt der Stadt Bochum gefüllt war mit der Meldung, ein Eichhörnchen habe jemanden in einem Park angefallen). “It’ may have babies or rabies”, sagt der Techniker. Er kann nichts tun, und ganz ehrlich: Ich will auch gar nicht, dass er da näher rangeht. Ich kann kein Blut sehen.

Der Techniker telefoniert mit seinem Chef, der glaubt ihm offenbar nicht und schickt noch einen anderen Techniker, der nur einen Blick auf das Kabelgewirr und die paar Äste am Kasten wirft, um zur selben Diagnose zu kommen: Da muss einer aus der “Construction”-Abteilung her, vielleicht müssen die Kollegen dann auch den Tierschutz mitbringen, aber das geht erst am Montag. Ich versuche, es lustig zu finden, wie überaus vorsichtig wir um die Ecke linsen. Als würde da ein Bär sitzen. Mindestens.

Als die Techniker sich gerade auf den Weg machen, ruft der Hausmeister an. Ob der Techniker noch bei mir sei und was der gemacht habe – sein Internet funktioniere nicht mehr. Geduldig erkläre ich ihm, dass die Eichhörnchen sämtliche Kabel auf dieser Seite des Hauses durchkauen (wo auch der Hausmeister wohnt). “Let me see what I can do”, sagt er. Ich verkneife mir die Frage, seit wann das denn seine Aufgabe sei, und rate ihm davon ab, zu nahe an den Kasten zu gehen. Dann fahre ich los ins Internetcafe, um Telefonnummern von Fachleuten zu recherchieren, die Eichhörnchennester ausheben können.