Brückenblick

Die meisten Leute laufen über die Brooklyn Bridge. Oder sie steuern die Manhattan Bridge an, damit sie von da aus die Brooklyn Bridge sehen können (und ärgern sich dann, wenn da Stahlkonstruktion im Weg ist). Weil ich etwas sehen möchte, nehme ich für einen Freitag-früher-Feierabend-Spaziergang einen anderen Weg: Die Pulaski Bridge über den Newton Creek zwischen Queens und Brooklyn. Von da sieht man Manhattan, das Empire State Building, das Chrysler Building – und wie die Leute aus den Vororten auf Long Island zum Arbeiten in die Stadt kommen. So sieht man das jedenfalls durch das…

Freude unter Palmen

Es ist keine Tellerwäscher-Millionär-Geschichte. Viel besser. Paul Robeson war Footballspieler, Anwalt und Sänger. Der Sohn eines geflüchteten Sklaven setzte sich Zeit seines Lebens für soziale Gerechtigkeit ein – und zwar für jeden. Zum Beispiel sang er das jiddische Lied “Zog mit keynmol” (Lied vom Aufstand im Warschauer Ghetto von Hirsch Glik) bei einem Konzert 1949 in Moskau, um gegen die Verfolgung von Juden in der Sowjetunion zu protestieren. Und den walisischen Bergarbeitern, sang er deren Volkslied “All Through The Night” übers Telefon, als ihm 1957 das Reisen verboten war (McCarthy). Zu seinem Gedenken setzt die…

Anschluss verpasst

Da begegnen sich zwei Menschen, verpassen irgendwie den Moment, wo sie etwas sagen oder eine Telefonnummer rüberschieben könnten, und dann ärgern sie sich (oder zumindest einer von ihnen). Manche geben später eine Suchanzeige auf. In Deutschland heißt die Rubrik “Wiedersehen” oder so. In New York läuft das unter “Missed Connections”. Das passt: So viele dieser Begegnungen finden in öffentlichen Verkehrsmitteln statt, dass eine Linie, der L-Train, sogar einen eigenen Twitterkanal hat, in dem entsprechende Suchanzeigen ausgelesen werden (Almost on the L). So ist es eigentlich kein Wunder, dass das New York Transit Museum daraus PR-Kapital…

Kuriositätenkabinett

Nein, mir ist nicht der Goldfisch außer Kontrolle geraten – beim Goldfischglasspiel habe ich doch auf Plüsch gesetzt. Und diese Präsentationsform ist ein kleines bisschen irreführend. Zwar steht der Formaldehyd-Fisch unbestritten im Staten Island Museum. Aber er gehört nur zu einem ganz kleinen Teil in diesem ohnehin kleinen Museum. Hier kann man viel über die Staten Island Ferry lernen, über die Ureinwohner namens Lenape, die Natur, und in der Galerie im oberen Stock gibt es wechselnde Kunstausstellungen. Aber im naturkundlichen Teil steht eben auch eine Vitrine mit Fisch, Fledermaus und Kröte im Glas. Ein Stückchen…

Kleidertausch

Die Kinder tragen ganz schön großes Spielzeug vor sich her. “Da habt ihr ja was Schönes gefunden”, sage ich. “Nee”, sagt einer der beiden Jungs, “das ist unseres.” Da unten, wo wir herkommen, haben sie nur kaputtes Spielzeug gesehen. Also haben sie ihr eigenes wieder mitgenommen. Ich sage ihnen, dass ich vorhin auf dem Büchertisch aber wenigstens Comics und Kinderbücher gesehen habe. Schwer zu sagen, ob ihnen so etwas gefällt. Unten in der Schule ist ein Swap: Dazu gedacht, dass nicht immer alles weggeschmissen, sondern wiederverwendet wird, kann man da Kleider, Bücher, CDs, Filme, Spielzeug,…

Okay

Ich sage es hier so ziemlich jeden Tag. Aber erst als ich an diesem Laden vorbeikomme, fällt mir wieder auf, dass ich genausowenig wie die anderen weiß, was das eigentlich heißt. Eine der Legenden besagt, dass im amerikanischen Bürgerkrieg ein guter Tag sich dadurch definierte, dass alle Soldaten lebend nach Hause gekommen waren. Die Zahl Null und der Buchstabe O sahen sich damals genauso ähnlich wie heute. OK.  Zero Killed. Danach benennt sich ein Label, das das Publikum der Fashion Week noch nicht entdeckt hat (es würde sich kaum in die Gegend trauen, in dem…