Silvester am Times Square

Nein, noch ist es gar nicht so kurz vor Jahreswechsel, dass ich am Times Square stünde. Ich habe überhaupt nicht vor, mich dort unter die Massen zu mischen. Also jedenfalls nicht persönlich. Dabeisein werde ich auf andere Weise: als Konfetti. “Ich weiß gar nicht so genau, irgendwann im Sommer”, antwortet mir die Frau im Times Square Visitor Center auf meine Frage, wann sie damit angefangen haben, Zettel mit Neujahrswünschen zu sammeln. “Aber so richtig los ging es vor ungefähr zehn Tagen.” Und jetzt bin ich an der Reihe. Ich schreibe meinen Wunsch für 2011 auf…

Designjagd

In letzter Zeit fragen mich Besucher nach Läden, in denen ich noch nie war. Disney Store. Niketown. Das interessiert mich einfach nicht. Und weil man solche Geschäfte in jedem Reiseführer findet, brauche ich nicht mitzugehen, finde ich. Ich zeige lieber ein paar New Yorker Besonderheiten. So ähnlich ticken die Leute von Cool Hunting auch. Sie zeigen schon im Netz ständig wunderschöne Sachen. Und so mancher fängt daraufhin die Suche an, wo man dieses Fahrrad, jenen Stuhl oder das T-Shirt da bekommt. In ihrem New Yorker Pop-Up-Store kommt alles aus der Gegend: Jonathan Adler zum Beispiel…

Bowling Soundtrack

“Danke, dass ihr trotz des Schnees gekommen seid”, ruft Matt, und dann spielen er und die restlichen Havenots die nächsten paar Stücke ohne Atempause nacheinander weg. Mit freundlicher Unterstützung von Punkrockers Radio und besagtem Matt (“Ich hab die doch nicht auf die Gästeliste gesetzt”, sagt er dem verdutzt dreinblickenden Mann an der Kasse, als er mich nach drinnen holt) bin ich dabei. Zwei weitere Bands, die heute auftreten sollten, haben es nicht nach Brooklyn geschafft. So spielen die Have Nots eben eine Dreiviertelstunde, und als sie “Serf City USA” anstimmen, leuchten die Scheinwerfer über ihnen…

Und tschüss!

Bis zum Frühjahrsputz ist ja noch Zeit. Heute misten wir in New York nicht im Haushalt aus, sondern im Kopf: Beim Good Riddance Day wandern schlechte Erinnerungen in den Müll. Das passiert kurz vor Silvester, schließlich sollen sie das nächste Jahr nicht belasten. Und das geht so: Man geht zum Times Square, lässt sich einen Zettel geben und schreibt drauf, was man loswerden will. Diesen Zettel wirft man dann in einen Mülleimer, verkündet, wenn man mag, dem Publikum, von welchen 2010-Erinnerungen man sich da verabschiedet, und sagt dann: “Good Riddance!” Das ist einer dieser herrlichen…

Schneesturm

Der Blizzard gestern war beeindruckend. Die Berichte darüber zeigen offenbar vor allem den Schnee. Und Leute, die jetzt versuchen, ihre Autos freizuschaufeln. Ich sehe auch einen, der das tut: Der Mann steht weit mehr als knietief im Schnee, er parkte eben dummerweise auf der Seite, auf der die Schneepflüge den Schnee rauspusten. Zehn Meter hinter ihm steht seit gestern spätnachmittag ein Bus. Die MTA hat noch immer nicht alle ihrer Wagen wieder freibekommen. Das andere Element dieses Wetters lässt sich hingegen kaum in Fotos festhalten: der Sturm. Es hat zwar aufgehört zu schneien, die Sonne…

Moment mal: Feiertage

In Deutschland ist immer noch Weihnachten und Feiertag. Hier ist heute bereits einer der umsatzstärksten Tage des Jahres (allerdings in New York arg behindert von dem Blizzard, der die Stadt im Griff hat). Und auch schon der nächste Feiertag: Kwanzaa. Dabei werden zwar gern Swahili-Begriffe und uralte afrikanische Erntefeiern ins Feld geführt, aber zumindest die Fassung, die hier gefeiert wird, lässt sich eindeutig auf einen amerikanischen Erfinder zurückführen, und nicht nur das: Kwanzaa ist so jung, dass sein geistiger Vater jedes Jahr die Geleitworte spricht. 1966 bedachte Maulana Karenga die afro-amerikanischen Bevölkerung mit dieser identitätsstiftenden…

Die Vögel

Ich frage mich, ob der Mann früher einmal Tierbetreuer beim Film war. Ich bin um eine Ecke gebogen, wo ein Polizeiwagen vor einem dieser winzigen Eingänge steht, von denen ich nie weiß, ob ich sie Laden oder Straßenstand nennen soll, eine Polizistin steht halb draußen und drinnen, davor lungern zwei Männer herum. Ich schere mich nicht um die Szene und stelle mich gegenüber an die Ampel. Da höre ich hinter mir ein schmatzendes Lockgeräusch. Ich frage mich, ob die beiden tatsächlich der Polizistin Avancen machen, schaue auf, und da sehe ich sie: Tauben. Die beiden…