Parkplatz in der Zeitung

Parken in New York ist teuer. Lokalmedien berichten über die seltenen, dafür um so dekadenteren Garagen in Manhattan (Kaufwert: ca. eine Million Dollar), und am Straßenrand müssen Autofahrer entweder in eine Parkuhr investieren und auf den vorgegebenen Zeitraum achten oder an einigen Wochentagen zu bestimmten Zeiten umparken. Deshalb streiche ich sofort meinen ersten Gedanken bei diesem Anblick in Chelsea: Dieses Auto steht da bestimmt noch nicht lange, wohl kaum wird es jemand dort sich selbst überlassen haben, schon gar nicht mit einem Nummernschild versehen. Das äußere Erscheinungsbild erinnert daran, dass es in den USA nichts…

Moment mal: Glitzerfinger

Manche Moden branden immer mal wieder auf. So auch diese. Geheimlogen mochten sie, der eine oder andere Mafioso, und in den USA auch eine Ingenieursgesellschaft. Aber jetzt stehe ich in einem Schreibwarenladen, als einer der Angestellten zum anderen sagt: “I like your pinky diamond.” Ich auch, sage ich. Der Glitzerring funkelt so schön. Daraufhin hält mir der andere einen großen grünen Stein mit Brilli-Kranz drumherum unter die Nase. “Ja”, sage ich lachend, “Ihren finde ich auch sehr schön.” Zu gegebener Zeit war es die diamantenüberzogene Uhr, die dicke Goldkette, ein einzelner Brillant-Ohrstecker, und jetzt wickelt…

Schilderwald 3: Freude im Central Park

Der dritte Teil dieser Serie (siehe Bänke im Central Park 1 und Bänke im Central Park 2) geht mitten ins Herz. Wenn man sich vor lauter Liebe gar nicht mehr einkriegt, braucht man aber nicht unbedingt so etwas wie “Für meine geliebte Frau” auf die Plakette der eigenen Bank im Central Park gravieren zu lassen. Man kann auch schierer Freude und Dankbarkeit Ausdruck verleihen – und Passanten die Frage in den Kopf setzen, ob diese Freude nun romantischer Natur ist oder ob da vielleicht jemand … nun, zum Beispiel eine mietpreisgebundene Wohnung geerbt hat. Man…

Arbeit und Freizeit

So kommt man in New York an ein Hobby: mit dem Fahrstuhl. Seit Februar lädt die Softwarefirma Harvest hier einmal im Monat zu “Hobby” ein: Da sprechen vier Leute fünf Minuten lang über ihr Hobby, danach darf man ihnen Fragen stellen, und zwischen den Hobby-Lerneinheiten darf das Publikum eine Quizfrage beantworten. Danny Wen, einer der beiden Chefs, erzählt in seiner kurzweiligen Anmoderation, dass ein paar der Hobby-Experten inzwischen bei Harvest arbeiten – so, liebe Personalabteilungen, kommt man auch an interessante Kandidaten. Heute lerne ich etwas über Geocaching, Schiedsrichter-Entscheidungen beim Basketball, U-Bahnen in aller Welt und…

Totentanz

Ich weiß nicht, ob Michael Jackson jetzt eine neue Freundin hat (wer weiß, wie so ein Jenseits funktioniert). Aber ich weiß, dass morgen (in Deutschland bereits letzten Freitag) eine Platte mit bisher unveröffentlichten Tracks plus Gastmusikereinlagen in die Läden kommt, angekündigt als die erste (!) neue Jackson-Platte – und dazu gibt es in New York eine große Feier. Die Debatten darüber, ob die Tracks echt sind, müssen draußen bleiben. Hier wählt der Promi-Plattendreher DJ Cassidy aus, welchen Jackson-Song es als nächstes zu hören gibt, und mittendrin feuert er das Publikum an, als säße er da…

Himmel und Hölle

Der Fahrstuhl geht nicht zum Schaffott, sondern ins Paradies. Allerdings muss man von hier unten, der Hölle aus, erst einmal durchs Fegefeuer, um dort hinzukommen. Giuseppe Stampone verwandelte den alten Frachtfahrstuhl vor über einem Jahr zur Eröffnung von Invisible Dog in ein Seh- und Hörerlebnis namens “Caronte” – und die Installation blieb. Dem Gebäude verdankt Invisible Dog seinen Namen: In den 70er Jahren wurden hier in Boerum Hill stabil-biegsame Hundeleinen-Spaßspielzeuge hergestellt. Heute stehen und hängen im Fahrstuhl die Online-Voting-Gewinnerwerke des diesjährigen Celeste Prize, der hier gestern Abend verliehen wurde. Einige Künstler, Organisatoren und unbeteiligte Zuschauer…

Schaulustig

Der Stau zieht sich den Hügel hinauf. Auf der 84th Street in Brooklyn, ungefähr zwischen 13th und 10th Avenue, geht es ab und zu ein paar Meter voran. Manchmal hupt einer, weil der Vordermann nicht gesehen hat, dass es eine Fahrzeuglänge weitergegangen ist. Die Fahrer und Passagiere sind mit Gaffen beschäftigt, immer wieder blitzen auch Kameras durch die Scheiben. Auch zu Fuß sind Schaulustige gekommen. Es hat keinen Unfall gegeben; das ist alles mit voller Absicht passiert. In Dyker Heights, weit draußen in Brooklyn, sieht man an vielen Stellen die Lichter der Verrazano Narrows Bridge,…