Aufschwung

Fett oder fit. So könnte man New Yorker grob (ganz, ganz grob) einteilen. Viele gehen laufen. Dafür gibt es schöne Strecken, am Wasser entlang oder durch den Wald. Aber oft genug sehe ich, wie stoisch man auch durch die Straßen traben kann – oder auf einer Brücke. Tiefe Atemzüge vom vierspurigem Stau sparen vielleicht die Zigarette danach. Mindestens ebenso viele gehen in den Gym, also in den Fitnessclub oder, wenn sie entsprechend schick wohnen, in den hauseigenen Gymnastikraum. Der letzte Schrei ist eine Variante des Spinning (rasend schnell radeln, ohne voranzukommen) kombiniert mit Therabändern, an…

Piraten auf Rädern

Auf Governors Island hängen merkwürdige Zeichen. Mehrere Kunst-Veranstaltungen laufen hier heute parallel. Aber damit haben die Zeichen nichts zu tun. Eine der Hauptpersonen treffe ich auf der Fähre. Sie hat sich hübsch in ihr Gefährt drapiert. Und ihr Vater macht das Ganze würdevoll mit. Ein paar Stunden später ist dieser Teil der Gesellschaft wieder in Manhattan. Chris und Allie haben nicht einfach nur geheiratet. Erstens stehen sie so sehr auf Fahrräder, dass auch die Gäste mit entsprechenden Fahrzeugen erscheinen beziehungsweise welche vom Fahrradverleih bekommen. Und alle zusammen drehen nach der Zeremonie eine Ehrenrunde um die…

Mode ohne Einladungskarte

Einkäufer, Chefredakteurinnen und Blogger kloppen sich jetzt um die besten Plätze in London. Die New York Fashion Week ist vorbei, der Modezirkus ist weitergezogen. Quatsch! Beim Williamsburg Fashion Weekend geht es heute und morgen zur Sache. Die Mode aus dem Hipsterstadtteil in Brooklyn taugt nicht unbedingt; aber die Präsentation macht Spaß. Kein ungeschriebenes Protokoll macht daraus eine blasierte Angelegenheit, wer früh genug kommt und acht Dollar bezahlt, darf zuschauen, und es dürfen sogar Designer außerhalb der Stadtteilgrenzen mitmachten. Die Bemerkung “Wir sind aus Williamsburg, Virginia” zieht viele Lacher nach sich. Aber zum Schluss ist da…

Saisonwechsel

Der Mann hält eine winzige Kamera auf mich gerichtet. Ich soll etwas zu dem sagen, was da auf dem Boden liegt. “Kommt mir äußerst bekannt vor”, sage ich. “Nur nicht in dieser Größe.” Marc, dessen Namen ich bis vor zwei Sekunden nicht kannte, ist zufrieden. Als ich meine eigene Kamera ziehe, erwartet er glaube ich ein Interview. Aber ich will nur das Bild fotografieren (das ich in seiner Gänze hier nicht zeige; vielleicht schauen ja Kinder zu). Und ich finde, Marc hat recht: “I love Fashion Week”, sagt er mit einem Blick auf einige der…

Wo bleibt Jupiter?

“Wie viele Monde schafft deins?”, fragt der Mann neben mir. “Kommt auf den Abend an”, weicht der andere aus. “Und in einer klaren Nacht? Meins kann nur vier”, sagt der erste Mann. Sie reden über Teleskope und Jupiter. Und ich bin hier eigentlich nur, weil wir eine Ausweichmöglichkeit brauchten. Ich war mit Reggie, einem Fotografen, zum Malaysian Festival im Meatpacking District verabredet. Das ist aber nicht aufgebaut wie ein Street Fair, zieht sich also nicht über mehrere Blocks oder wenigstens die gesamte Straßenbreite. Stattdessen drängeln sich Essensstände, eine winzige Bühne und unzählige Menschen auf etwa…

Moment mal: Ist schon Halbzeit?

Morgen sind Wahlen. Aber nicht für jeden. Die Parteimitglieder wählen Kandidaten für die “midterm elections”, also die Wahlen, die mitten in der Amtszeit eines Präsidenten stattfinden (sozusagen die Halbzeitwahlen). Das ganze heißt dann “Primaries” (von primary elections, also Vorwahlen), und es geht um Governor, Senator und Representative. Es wählen aber nicht beide Parteien einen Kandidaten für jeden dieser Posten. Manchmal gibt es von vornherein nur einen. Außerdem wählt man in den USA auch ein Amt, das in Deutschland nicht zur Wahl steht. Morgen entscheiden sich die New Yorker Demokraten (hier: wirklich nur deren Parteigänger) auch…

Mein wunderbarer Waschsalon?

Amerikanische Waschmaschinen laufen anders. Das Wasser wird meist nicht so heiß wie in Deutschland, und damit Bakterien und Flecken die Wäsche nicht überleben, steht Chlorbleiche im Supermarkt gleich neben dem Waschmittel. Über die Wasch- und Schleuderkraft deutscher Ingenieurskunst können die hiesigen Hausfrauen nur staunen. Trotzdem gibt es offenbar Leute, die hinter den Maschinen im Waschsalon Wunderkräfte vermuten. Ich frage mich, aus welchem Grund man wohl einen Schirm waschen möchte. Oder gleich eine ganze Reihe davon.