Alles muss raus

Ich war schon lange nicht mehr auf dem Flohmarkt in Fort Greene. Brooklyn Flea veranstaltet inzwischen mehrere dieser Art, das Prinzip ist immer dasselbe: Nur ausgesuchte Händler kommen auf das Gelände, und so sieht das dann auch aus. Es gibt viel Vintage (sowohl Mode als auch Möbel, darunter Designerteile) und dazwischen kleine Designer und Kunsthandwerker aus der Gegend, dazu handverlesene Imbissstände, die zum Beispiel neu interpretierte Hotdogs (mit abgefahrenen Toppings) oder winzige Cupcakes anbieten. Es lohnt sich immer noch, sich hier umzusehen. Ich habe ein bisschen Angst, dass ich ein Möbelstück finde, das ich gerne…

Licht-Türme

Jemand hat mir geschrieben, morgen komme die Stadt doch sicherlich einem Ausnahmezustand gleich. Und ich sei da sicherlich den ganzen Tag unterwegs. Nun: Erstens beliefere ich keine Nachrichtenagenturen, muss also kein Material von den Gedenkfeiern zum 11. September anschleppen. Und zweitens passieren die spannenden Dinge in New York oft am Rand. Heute zum Beispiel. Die Antennen der Ü-Wagen überragen sich jetzt schon gegenseitig. Sie sind trotzdem ein Fliegenschiss gegen die beiden Lichtstrahlen, die die Lücke symbolisieren sollen, in der einmal die World Trade Center-Türme die Skyline ausfüllten (die allerdings nicht aus deren Fundamenten strahlen). Die…

New York Dust

Mein Experiment ist gelungen. Aber mein Wissensdurst ist nicht gestillt. Seit langer Zeit habe ich den Eindruck, der Hausstaub in New York sei anders beschaffen als der, den ich aus Bochum gewohnt war. Dabei geht es nicht um die Menge. Sondern um die Farbe. Ich dachte immer, Staub sei von Natur aus grau. Um zu prüfen, ob der New Yorker Staub eine andere Farbe hat, habe ich zu einem ziemlich albernen Trick gegriffen: Wochenlang trug ich beim Bürofegen Stoffschlappen mit kleinen Gummistoppern als Sohle. Da fängt sich Staub. Und wenn man die Sohlen später gegeneinander…

Vergängliche Schönheit

Man kommt ja zu nichts. Leute treffen, Schönheitspflege, Cocktails – alles muss sich dem New Yorker Tempo unterordnen. Und zurückstehen. Oder man verabredet sich halt in der Beauty Bar. In dem ehemaligen Schönheitssalon hängen immer noch Trockenhauben an der Wand (an denen man sich ganz schön stoßen kann). Aber das ist nicht alles. Hier bekommt man tatsächlich eine Maniküre. Für 10 Dollar inklusive Drink. Ich bestelle mir einen Platinum Blonde (was sich allerdings partout nicht auf meine Haarfarbe auswirkt). Und dann hat Stacy, die hauseigene Maniküre, Zeit. Meine Begleiterin sucht sich einen Nagellack aus, ich…

Keine Kunst

Ich weiß nicht, was passiert ist. Eigentlich sollte es schon im Juni fertig sein. Aber als ich jetzt nach Red Hook fahre, um mir das Ergebnis anzuschauen, hängt an dem leerstehenden Bau schwarzes Netz neben bröckelnder Verzierung. Oder habe ich die Häuser verwechselt? Als in Red Hook noch das Hafengeschäft florierte, war die New York Dock Company in riesigen Zwillingsgebäuden untergebracht. Ihr gehörte ein großer Teil der Gebäude am Hafen in Brooklyn. Jetzt will das Auktionshaus Christie’s hier Kunstwerke lagern – und obwohl es als Speicher konstruiert ist, braucht das Haus Klimakontrolle und moderne Sicherheitstechnik…

Kackfrei

New York ist nicht Berlin. Saftige Strafen und eine gewisse Kultur sorgen dafür, dass Hundebesitzer mit Tüten Gassi gehen, in die sie die Hinterlassenschaften ihrer Hecheltiere packen, bevor sie sie in den nächsten Müll werfen. Zumindest in den wohlhabenderen Stadtteilen trifft man Leute, die einen solchen Beutel vor sich hertragen. Und man tritt nicht in überlriechenden Matsch. Bequem erscheint es auf den ersten Blick, den Hund einfach an den nächsten Baum zu führen, damit er sein Geschäft erledigen kann. Aber: Das würde die kleinen Flächen um die Straßenbäume herum verschandeln. Und das Grünzeug in die…

Zeichensprache

Unterwegs in El Barrio (Spanish Harlem, im Nordosten von Manhattan) komme ich an einem Juweliergeschäft vorbei. Das erinnert mich daran, dass ich seit gestern meine Armbanduhr in der Tasche trage. Die Verbindung von Armband und Uhr hatte sich gelöst. Kurzentschlossen betrete ich das Geschäft. Hinter dem Tresen steht eine Frau, die gerade etwas abtrocknet, das nach einer Lunchbox aussieht, vor mir steckt ein Mann sein Wechselgeld ein und wechselt mit der Frau spanische Worte, während hinter ihr ein Mann an einem kleinen Werktisch in sein Handy bölkt. Dann nimmt die Frau mich wahr und fragt…