Moment mal: Klingelbeutel?

Viele religiöse Gruppen sammeln Geld von ihren Mitgliedern und geben es dann an andere Menschen weiter. An Bedürftige. Oder an Sektenführer. Die Journey Church aber winkt mit einem Geschenk, wenn man zum Gottesdienst am 19. September kommt. “DEPT-FREE GIVAWAY” heißt es in deren Zeitungsannonce, und auf der Website ist von tausend Dollar die Rede; aber nicht, ob diese Summe jeder kriegt, der vorbeischaut (um das herauszufinden, muss man eben hingehen). Zwei Wochen zuvor beginnt die dazu passende Unterrichtsreihe: “Smart Money: Managing my money God’s way”. Und ich dachte, wenn man ein Gott ist, braucht man…

Achtung, Kino

Der Typ guckt mich an. Die Buchstaben springen mir entgegen, als die U-Bahn zum Halten kommt. Zwischen der Werbung für Spielfilme und TV-Serien, die allesamt so böse wie möglich aussehen möchten, hängt dieses Plakat, das “Social Network”, den Film über die Entstehung von Facebook ankündigt. Ich sehe nicht so recht ein, warum Mark Zuckerberg ein Punk sein soll (aber vielleicht möchte der Film mir das gern beibringen). Immerhin waren die Filmemacher eigenständig genug, um dem Objekt ihres Schaffens keinerlei Mitspracherecht zu geben. Der junge Mann selbst wiederum betont, der Film sei ein Fantasiewerk und der…

Rätsel

Es gibt viele Theater in der Stadt und viele Poser, an jeder Ecke wird ein Film gedreht oder ein nicht ganz astreines Ding. Um in dieser Stadt Aufmerksamkeit zu bekommen, braucht es einiges – also übertrumpfen sich Wolkenkratzer mit Höhe und Werbetrommeln mit Lautstärke. Das verdreht meine Wahrnehmung: Sobald ich etwas Ungewöhnliches sehe, frage ich mich, wer das nun wieder inszeniert hat. Das ist auch mein erster Gedanke, als ich nach einem geselligen Abendessen aus dem Haus meiner Gastgeber trete. Vielleicht hat jemand den Müll durcheinandergebracht. “Schau, ich kann wieder gehen!”, ruft ein weiterer Passant….

Weggekarrt

Es sieht so aus, als sei bald Feierabend. Und zwar nicht nur der übliche Schichtwechsel zwischen den Coffee Carts, die überall in New York frühmorgens Kaffee und Gebäck verkaufen, und den Lunch Carts, die von Mittag bis zum frühen Abend Hot Dogs oder Kebab braten. Sondern so richtig Feierabend. An der Ecke haben sie gerade die neuen Buchstaben am Laden angebracht. In einer der beiden Glastüren hängen noch die alten. “Pharmacy” steht da. Die Drogerie, die auch ein bisschen Kinderspielzeug und Kram hatte, ist schon länger geschlossen. Gegenüber hat vor einer Weile eine der großen…

Blaues Wunder

Im August verlassen viele New Yorker die Stadt. Sie haben ein Häuschen in den Hamptons (oder in Montauk), auf Fire Island oder irgendwo in Upstate New York. Man muss aber die Stadt gar nicht verlassen, um ins Grüne zu kommen. In diesem Falle eher ins Blaue. Broad Channel liegt in einem kleinen Stückchen von Queens, nicht weit vom JFK-Flughafen und kurz vor Far Rockaway (wo der lange Strand ist). Hier haben die Leute Boote vor der Garage stehen und statt Vorgarten einen Steg. Man kennt sich untereinander, grüßt freundlich, dekoriert Veranda, Briefkasten und Fenster gerne…

Manhattan in Manhattan

Der Sommer ist fast vorbei. Es soll zwar morgen wieder über 30 Grad warm werden. Aber viele Open Air-Kulturprogramme hören jetzt auf. Und weil ich in dieser Saison noch nicht einmal draußen im Kino war, wird es jetzt Zeit. Ein paar Minuten vor Beginn finde ich ein Plätzchen auf dem Frisbee Hill im Central Park. Das Central Park Film Festival steht in diesem Jahr unter dem Motto “Iconic New York”. Heute, am letzten Abend, hatte das Publikum die Wahl – und sich für einen wahren New York-Film entschieden: Mit “Manhattan” zeigt Woody Allen, welche Ikonen…

Von wegen Schmelztiegel

Ein Taxifahrer ist das große Gesprächsthema fürs Wochenende. Der Einwanderer aus Bangladesh hatte in Midtown einen 21-Jährigen aus einer Kleinstadt im Staat New York gefahren. Der hatte den Taxifahrer während des Smalltalks gefragt, ob er Moslem sei, daraufhin Witze über den Ramadan gemacht und ein Messer gezogen, mit dem er den Taxifahrer am Arm, im Gesicht und am Hals verletzte. Wenige Stunden später war er gefasst. Der Taxifahrer hat das Ganze überlebt. Der Angreifer ging hinter Gitter, eine Kaution wurde nicht ausgeschrieben, die Anklage lautet auf versuchten Mord und das, was man hier Hate Crime…