Königlich unterwegs

Schick geht es immer noch zu, wenn man New York per Schiff betritt oder verlässt. Nur diesen melodramatischen Flair hat es nicht mehr – tränenreiche Abschiede sehe ich jedenfalls nicht, aber das würde auch schwierig, denn wenn man keine Bordkarte hat, darf man erst gar nicht ins Terminal. Fast niemand wird von Familie oder Freunden zum Schiff gebracht. Der Taxifahrer auf dem Hinweg kann es kaum fassen: “Sie wollen mit dem Schiff nach Deutschland fahren?” Nun ja: Ich habe auch immer gedacht, mit dem Schiff nach New York, das wäre ja toll, aber eben auf…

Stadtteil-Symbolik

Als New York-Führerin bin ich mit einem deutschen Paar unterwegs, das auf Hochzeitsreise hier ist. Und den lieben langen Nachmittag freue ich mich daran, wie die beiden sich freuen. Auch an den zufälligen Sehenswürdigkeiten: Das Sofa im Schaufenster eines Ladens fängt sofort ihre Aufmerksamkeit – dort verbringen wir viel Zeit, während der ich schon mal einen Abstecher nach Brooklyn von meiner Liste streiche. Das wird zu spät. Darüber vergesse ich ganz, auf einen anderen Teil der Deko zu zeigen: Vorhin haben wir uns vom Highline Park aus angeschaut, wie Chelsea und der Meatpacking District ineinander…

Les-Ort

Lesesaal klingt so erhaben. Tatsächlich wirken manche dieser “reading rooms” in New York beeindruckend. Zum Beispiel in der Filiale der NY Public Library an der Fifth Avenue, die in Filmen gerne mal vorkommt und in Wirklichkeit keine Leih-, sondern eine Präsenzbibliothek ist. Umgeben von alten Schinken stehen dort noch die grünen Lampen im Wall Street Design, zu denen die Laptops auf den langen Tischen nicht recht passen mögen. Dort habe ich mich in einen ganz speziellen Reading Room begeben. Grüne Lampen gibt es hier nicht. Aber grüne Tische. Und Stühle. Und Schirme. Der Bryant Park…

Die Tapfersten und ihre Gefallenen

Zwei Leute erzählen mir, wie sie im Fahrstuhl stecken geblieben sind. Ich möchte das gar nicht hören. Aber sie sagen, es sei doch lustig. Während ihm nämlich mulmig zumute war, fing sie an, sich so richtig zu freuen, nachdem er den Alarm ausgelöst hatte und es per Gegensprechanlage hieß: Da muss die Feuerwehr ran. Feuerwehrmänner gelten unter New Yorkerinnen als sexy. Meine Gesprächspartnerin konnte es nicht nur kaum erwarten, von einem gerettet zu werden. Sondern sie verfluchte den Fahrstuhl dafür, dass es darin keinen Handyempfang gab – sie wollte bei ihren Freundinnen damit angeben. Die…

Ganz unten

So, nach diesem Wochenende steht “Inception” also auch in den deutschen Kinocharts ganz oben. Oder unten, wie man’s nimmt. Ein entfernt Bekannter liegt mir mit einem Wort dazu in den Ohren: “Deep”*, sagt er mehrmals. ” So deep.” Er hat den Film schon dreimal gesehen und ist immer noch ganz geplättet. Er wolle den Film noch dreimal sehen, fragt aber nicht, ob ich denn wohl mitkäme. Vielleicht hält er mich für zu blöde. Dann höre ich jemand anderen sagen: “Oh, ich war übrigens in ‘Inception’. Ich weiß echt nicht, was die Leute alle haben, von…

Prost, Finanzkrise!

Neun Jahre lang hat Brad Estabrooke Wertpapiere verkauft und davon geträumt, damit so reich zu werden, dass er sich ein Weingut kaufen kann. Daraus ist nichts geworden. Und der Job im Finanzwesen ist seit Ende 2008 auch Geschichte. Jetzt schuftet Brad in einer Halle weit draußen in Brooklyn, die Rückenschmerzen kommen nicht vom Sitzen, sondern vom Wuchten. Und hinterher gibt es Schnaps. Schließlich soll der genau so schmecken, wie Brad es sich vorstellt. Er brennt hier – ganz legal – seinen eigenen Gin. Eins der Dinge, die ihm daran am besten gefallen: Nach einigen Tagen…