In dieser Folge des Haltestellenpuzzles verrät der Name der Haltestelle schon Attraktionen drumherum – gleich zwei, und eine davon gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten New Yorks. Aber wie immer lohnt es sich, nach dem Aussteigen einfach mal durch die Gegend zu streifen. Diesmal habe ich dabei unter anderem etwas gefunden, das eigentlich bei Touristen höchst beliebt sein müsste, aber fast menschenleer ist. Ein Geheimtipp? Das entscheidet ihr.

An der Haltestelle Brooklyn Bridge – City Hall treffen mehrere U-Bahn-Linien – beinahe! – zusammen. Die grünen Linien (4, 5 und 6) halten tatsächlich dort, es gibt aber auch eine unterirdische Verbindung zu den braunen Linien J und Z (Chambers Street), und wenn ihr schummeln wollt, hält ganz in der Nähe – oberirdisch schnell zu erreichen – auch R und W (City Hall). Ich starte von der grünen Linie aus, die übrigens auch sehr fotogene Aufzugsausgänge hat.

Haltestellenpuzzle Brooklyn Bridge City Hall

Von dieser Haltestelle aus könnt ihr einen Ausflug über die Brooklyn Bridge starten, etwas über New Yorks Sklavereigeschichte lernen, euch in einem kleinen Park abkühlen, in Chinatown superheiß oder eiskalt essen, mitten in der Stadtverwaltung ungewöhnliche Souvenirs einkaufen und die imposanten Gerichtsgebäude oder ein florierendes Geschäft mit dem Glück bestaunen. Und los!

Der Herde hinterher: Der Aufgang zur Brooklyn Bridge

Aufgang zur Brooklyn Bridge Manhattan

Ich habe zwar schon hier und da darüber geschrieben, dass ich lieber über andere Brücken laufe als die Brooklyn Bridge (zum Beispiel die Williamsburg Bridge), aber deshalb verschweige ich in diesem Haltestellenpuzzle ja nicht den Startpunkt für einen Ausflug auf die Brooklyn Bridge. Der liegt fast direkt an der U-Bahn! Allerdings wissen das auch sehr, sehr, sehr viele Touristen.

Wer nicht so sehr auf Gedrängel steht, sollte den Jetlag ausnutzen und ganz früh morgens in den Sonnenaufgang hineinspazieren. Und aufgepasst: Auch Radfahrer brausen über die Brooklyn Bridge, und es tut der Gesundheit gut, auf dem Fußgängerweg zu bleiben – dort kann man sowieso die schönsten Fotos machen, weil er zum Brückengeländer hin liegt.

Neben dem Bürgermeister sitzen: City Hall Park

City Hall Park

Rund um diesen Springbrunnen liegt ein kleines Stück Grün namens City Hall Park – das ist der Rathauspark, quasi neben dem Schreibtisch des Bürgermeisters. Die meiste Zeit liegt der Park im Schatten, was ihn im Sommer zum wahrhaft coolen Ort für die Mittagspause macht. So sitzen dort viele Menschen aus der Stadtverwaltung, umliegenden Büros und Gerichtsgebäuden mit ihrem Lunch auf der Bank. Gleichzeitig trifft man dort auch meist ein paar Obdachlose – und wechselnde Open Air Kunst. Diese Mischung ist ganz schön New York.

Zum Rathaus weiterlaufen kann man allerdings nicht, dazwischen liegen Absperrungen, Pförtner und Sicherheitskontrollen. Aber wenn auf den Stufen vor dem Rathaus eine Presseveranstaltung oder ein Protest stattfindet, kann man das vom City Hall Park aus ganz gut sehen.

Ein weiteres, dünner bepflanztes Stückchen des Parks hinter dem Rathaus zeigt bestens, wofür der City Hall Park auch berühmt ist: massenhaft Eichhörnchen. Wer sie fotografieren will, ist hier quasi im Paradies. Ab und an flitzt sogar ein schwarzes Eichhörnchen dort herum. Leider füttern manche Menschen die Tiere (ebenso wie die Tauben dort), was ihnen gesundheitlich sehr schadet. Ihr wisst es nun besser!

City Hall Park, zwischen Broadway, Park Row/Centre Street and Chambers Street, Geschichte und Details auf der Website.

Trauriges Erbe: Der African Burial Ground

Häuser auf alten Friedhöfen sind Stoff für Horrorgeschichten. Sie können aber auch Anlass dafür geben, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen. Als beim Bau des Ted Weiss Federal Building im Jahr 1991 die Bagger auf menschliche Knochen stießen, war bald klar: Genau dort war einmal ein Spezialfriedhof.

Ungefähr 15.000 versklavte und freie Afrikaner sollen dort zwischen den 1690er Jahren und 1794 begraben worden sein, weil es anderswo von den Briten nicht erlaubt wurde. Der Fund von 419 von ihnen bei den Bauarbeiten mündete in eine Initiative, diesen Ort zu bewahren. Ein kleiner Teil der früheren Friedhofsfläche wurde schließlich zur unterirdischen Gedenkstätte gestaltet – und im Jahr 2006 zum Nationaldenkmal erklärt.

African Burial Ground

Derzeit blockiert kurzfristig ein Baugerüst den Zugang zu der Gedenkstätte, die von vielen Symbolen afrikanischer Kulturen umgeben ist (eins davon sehr ihr auf dem Foto, das ich vor drei Jahren machte). Im Gebäude selbst ist seit 2010 ein sehenswertes Besucherzentrum untergebracht, das die Geschichte der Sklaverei in New York beleuchtet – der New Yorker Hafen war seinerzeit auch ein wichtiger Umschlagplatz im Handel mit entführten Menschen aus Afrika. Da dieses Visitor Center in einem Bundesgebäude liegt, muss man am Eingang eine Kontrolle wie am Flughafen durchlaufen.

African Burial Ground, Gedenkstätte an der Ecke Duane Street/African Burial Ground Way (Elk Street), Eingang zum Visitor Center: 290 Broadway, Öffnungszeiten und Details auf der Website. Und wenn ihr euch vorher einlesen wollt, gibt es (auf Englisch) eine tolle Geschichte dieses Friedhofs und der darauf Begrabenen beim New York Preservation Archive Project.

Freud und Leid: Gerichtsgebäude und Standesamt

Egal ob ihr vom African Burial Ground aus die Duane Street herunterlauft (vom Broadway weg) oder von der Haltestelle Brooklyn Bridge – City Hall nach Norden, ihr landet am Foley Square und schaut auf mehrere imposante Gerichtsgebäude.

New York State Supreme Court

Das zum Beispiel ist der New York State Supreme Court. Noch im 19. Jahrhundert war dieses heutzutage mit Recht und Gesetz vollgestopfte Viertel ein von Gangs regierter Slum mit der höchsten Mordrate der Welt (zu seiner Zeit): Five Points. Heute ist die Gegend direkt am Foley Square als Drehort für TV-Serien beliebt, je nach Gerichtsterminkalender ist sie auch ein Treffpunkt für die Kamerateams von Nachrichtensendungen – und für Hochzeitsfotografen und -paare.

Denn an der Ecke Worth Street/Centre Street liegt das Standesamt von Manhattan, in dem sich diejenigen trauen lassen, die kein rauschendes Fest im Ballsaal oder im Central Park bezahlen wollen. Obwohl das Gesetz eine wahre Blitzheirat verbietet (die marriage license muss mehrere Tage vorher beantragt werden), helfen findige Unternehmer den weniger gut vorbereiteten Paaren aus. Die Stadt hat drinnen einen Kiosk mit Braut- und Bräutigam-Insignien, ein Blumenhändler vor dem Gebäude bindet schöne Sträuße, und die vor dem Gebäude auf Kundschaft wartenden Hochzeitsfotografen fungieren bei Paaren ohne Begleitung als Trauzeuge – der ist per Gesetz vorgeschrieben.

Eisröllchen in Chinatown: Juicy Spot

Liegt nicht auf der Hand, ist aber so: Um die Ecke von City Hall, Brooklyn Bridge und Gerichtsgebäuden fängt Chinatown an. In die spezielle Ecke von Chinatown im Dreieck Mott Street, Pell Street und Chatham Square zieht es mich immer wieder. Ich sag nur: dim sum und rolled ice cream.

Doyers Street

Dim Sum – wie etwa beim legendären, seit 1920 geöffneten Nom Wah Tea Parlor – ist chinesisches Essen in kleinen Portionen, von dem man sich eine ganze Reihe bestellen und dann nach Herzenslust teilen kann. Traditionell gibt es Tee dazu, und am Weihnachtstag, wenn viele Restaurants geschlossen haben, ist die Gegend die Hochburg des Brunch – auch wegen der anderen chinesischen Spezialitäten, etwa Nudelhäusern und Hot Pot-Restaurants. Mir ist jetzt aber nach Eis.

Rolled Icecream Chinatown

Rolled Ice Cream entsteht auf Metallplatten vor den Augen der Kundschaft, so ähnlich wie Crepes – nur dass es nicht gebacken, sondern tief im Minus gefroren und dann aufgerollt wird. Die Idee kam vor einigen Jahren in Thailand auf, und den Titel als erster Anbieter in Amerika nimmt ein kleines Café namens Juicy Spot für sich in Anspruch.

Nom Wah Tea Parlor, Speisekarte und Details auf der Website.

Juicy Spot Cafe, 33 Pell Street, Öffnungszeiten auf der Website.

Versteckte Souvenirs: Der City Store

Rund um die Haltestelle Brooklyn Bridge – City Hall stehen jede Menge fliegende Händler mit dem üblichen Souvenirkram. Ganz in der Nähe, aber kurioserweise überhaupt nicht leicht zu finden, ist der offizielle Laden der Stadt New York.

Und dort gibt es neben ganz gut ausgesuchten T-Shirts, (Kinder-) Büchern und Taschen auch Sachen, die man sonst nirgends kaufen kann. Hufeisen von New Yorker Polizeipferden zum Beispiel. Oder echte Schilder aus der Stadt. Oder… erkennt ihr’s?

Souvenir-Feuerlöscher NYC Store

Gut, Feuerlöscher sind vielleicht ein bisschen problematisch beim Rückflug. Aber in diesem Laden bieten sie dieser Tage eine reisefertige Lösung, wie ihr ein süßes Eichhörnchen mit nach Hause nehmen könnt.

NYC Store Souvenirs

CityStore – The official store of the City of New York, 1 Centre Street, North Plaza (im David N. Dinkins Municipal Building an der Stelle, wo die Chambers Street auf die Centre Street trifft),  Details auf der Website.city

Du möchtest auch an anderen Punkten New Yorks auf Entdeckungsreise gehen? Hier findest du die anderen Folgen des Haltestellenpuzzles.

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