Ich habe gesagt, ich mach das nicht. Ich schreibe nicht über Leute, die ich privat kenne. Jetzt sitze ich im oberen Stock des Deutschen Hauses an der NYU, schaue auf die Porträts mir gegenüber und lausche den Interviews, die ich auf dem MP3-Player anwähle. Da kommt einer dieser New York-Momente, über die ich hier schreibe: Diese Geschichte mit dem Porzellan, das im Gegensatz zu seiner Besitzerin den Krieg überstanden hat, vergesse ich so schnell nicht.

Für seine Ausstellung “Shadow of War” hat Carsten Fleck Zeitzeugen in Berlin und Nürnberg interviewt und fotografiert, die heute zwischen 75 und 95 Jahre alt sind. Einer von ihnen ist sogar zur Eröffnung gekommen. Alle erzählen ganz unterschiedliche Geschichten, denen eins gemein ist: Krieg ist scheiße. Und das klingt bloß so banal.

Ein paar Schritte weiter draußen leuchtet es. Digitale Sandwich-Men tragen Plakate mit Porträts an einer Menge vorbei, die eh schon weiß, worum es geht. Eine Schlange windet sich um einen Elektronikladen. “Worauf wartet ihr?”, frage ich. “Nicki Minaj”, sagt der Nächstbeste. Weiter vorne fangen sie an zu kreischen. Erst später wird mir klar, dass ich die Werbung für deren Album schon seit Tagen überall in der Stadt sehe. Hängengeblieben ist nichts.