Düstere Aussichen? Nun ja. Memorial Day ist ja erst morgen. “Vielleicht sollte denen mal einer sagen, dass der Bürgerkrieg vorbei ist”, sagen zwei Kerle, mit denen ich die Fähre geteilt habe. Auf der Wiese hinter uns betreiben ein paar Leute Reenactment – sie spielen Krieg penibel so, wie Historiker sagen, dass er sich abgespielt hat, bis hin zu den Kleidern, Flaggen und Zelten. Aber deswegen bin ich nicht hier. Ich habe früher schließlich immer Fort gespielt. Und auf Governors Island gibt es das erste Fort, das nach amerikanischem Design gebaut wurde.

 

 

Es ist aus dem rötlichen Sandstein, der den New Yorker Brownstone-Häusern ihren Namen gegeben hat. Der Ranger, der uns hinterher verrät, dass dies seine allererste Tour war, erzählt dazu eine Anekdote: Andere Festungen wurden eher aus knallhart gebrannten Ziegeln gebaut, und Sandstein ist ja ganz schön weich. Der Erbauer (und Namensgeber) von Castle Williams sah darin aber einen Vorteil, er ließ sogar die Marine extra auf seine Idee ballern, um sie zu testen – und siehe da: Keine Risse, nur eingedellt. Und ein paar Zentimeter Delle machen bei so dickem Mauern gar nichts.

 

 

Aber die Zeiten, in denen (vornehmlich) Briten von dieser kleinen Insel direkt vor Manhattan aus abgewehrt wurden (und nicht etwa Indianer wie im Kinderspiel) waren bald vorbei. Und dann nutzten die Amerikaner es als Militärgefängnis.

 

 

Da haben sie sich aber nicht mit Ruhm bekleckert – solche Zellen hier waren so dicht belegt, dass die Gefangenen in Schichten schliefen, während die anderen standen. Anfang des 20. Jahrhunderts sahen Europas Gefängnisse ja auch nicht gerade schick aus. So richtig gruselig finde ich aber die Einzelzellen: sie sind selbst an diesem sommerlichen Tag stockfinster und riechen irgendwie feucht. Eigentlich mache ich diese Führung aber für genau das Gegenteil: Ich will aufs Dach.

 

 

Die Kanone zielt natürlich nicht auf Manhattan. Sie ist Teil eines Kreuzfeuers: Drüben im Battery Park steht Castle Clinton, und zusammen konnten diese Forts Angreifern das Wasser unter dem Kiel heiß machen. Heute brennt hier oben höchstens die Sonne. Und man kann die Aussicht auf ein paar Segelschiffe und Fähren genießen. Ganz friedlich.

 

 

Governors Island hat dieses Wochenende eröffnet. Bis zum 30. September kann man vom Fährhafen ( ein paar Schritte links neben der Staten Island Ferry) samstags und sonntags kostenlos übersetzen.