Ha! Allein essen mag ja ungesund sein, aber jetzt frohlocke ich, dass ich allein zum Mittagessen gegangen bin. “Wieviele Personen?”, fragt der schwer beschäftigte junge Mann am Eingang. “Nur ich”, sage ich, und die anderen Leute gucken mich – wie so oft – so komisch an. “Wollen Sie sich an den Tresen setzen?”, fragt der Mann daraufhin, und die anderen Leute gucken daraufhin doof aus der Wäsche. Ihnen hat der Mann nämlich eben gesagt, sie müssten eine Dreiviertelstunde auf einen Tisch warten. Und das sollen sie bitte draußen tun.

 

 

In dieser Ecke von Chinatown wollte man früher ganz bestimmt nicht draußen herumstehen. Die Kurve in der Doyers Street war Anfang des 20. Jahrhunderts bei chinesischen Gangs sehr beliebt – so sehr, dass es heißt, an keiner amerikanischen Straßenkreuzung hätte es mehr Morde gegeben. So eine Kurve eignet sich eben hervorragend für Schießereien. Diese Gangs hatten aber auch sehr oft Äxte zur Hand. Damit sollen sie den Begriff “hatchet man” (wörtlich: Axtmann – für Auftragskiller) geprägt haben.

Für einen Moment wünsche ich mir hier auch ein Hackebeilchen. Das kommt davon, wenn man sich in einem der besten Dim Sum-Restaurants der Stadt davon beeindrucken lässt, am Tresen zwischen Stammgästen zu sitzen. Ich lasse mir also keine Karte geben, sondern kreuze einfach lustig was auf dem Zettel an. Schließlich ist Dim Sum so was wie die chinesische Version dessen, was in Spanien Tapas heißt: Man bestellt sich hier was, da was, und bedient sich dann aus Dämpftöpfchen und von Tellerchen, die (meistens) auf verschiedene Weise in Teig geschlagene Überraschungen mit sich bringen.

Das klappt super. Nur mit meinen Rolls habe ich zu kämpfen, weil ich so artig zugehört habe, als Oma mir die Sache mit den kleinen Bissen beigebracht hat, und deshalb die Dinger partout zerteilen will, zäher Teig hin oder her. Ich bin fast soweit, mir eine Axt oder wenigstens eine Gabel reichen zu lassen. Das Stäbchenmassaker auf meinem Teller fällt am Ende aber niemandem auf.