Es ist eine der Parallelen zwischen New York und dem Ruhrgebiet (in dem meine Wurzeln liegen): Manche Leute, gar ganze Institutionen, engagieren sich dafür, aus verrottenden ehemaligen Industrieflächen etwas Schönes zu machen.

Fresh Kills war eine der größten Müllkippen der USA. 2001 wurde sie geschlossen, nur kurz noch einmal geöffnet, um den Schutt vom World Trade Center zu verschlingen. Und jetzt versuchen sie, aus dem Gelände einen Park zu machen, der größer werden soll als der Central Park.  Die New Yorker Parkverwaltung denkt sich ohnehin viele Sachen aus, die man machen kann. Für Fresh Kills sind das neben Führungen (es haben sich längst wieder viele Pflanzen und Tiere angesiedelt) unter anderem auch Vorträge. Zum heutigen will ich unbedingt, weil der Gast des Abends Nathan Kensinger ist.

Der Fotograf hat sich auf kaputte, wassernahe Industriegelände spezialisiert. Er zeigt Bilder von Fresh Kills und anderen Orten in der Nähe, alles auf Staten Island. Ein zerfallendes Krankenhausgebäude, in dessen Schutt noch Teile einer Puppe liegen. Eine Bahnlinie, die seit Jahrzehnten vor sich hin rostet. Und einen Grasberg, der ganz natürlich aussieht, aber von Menschenhand gemacht ist: Landschaftsarchitektur aus Müll.

Nathan stellt zweimal im Moment Fotoserien in seinen Blog, deren Poesie ich mich schwerlich entziehen kann – eine davon enthält einige der Bilder, zu denen ich heute auch seine Geschichten gehört habe. Was er da tut, ist gefährlich. Und oft illegal. So drückt er das nicht aus, er sagt auf Nachfrage vorsichtig, die Orte seien nicht unbedingt öffentlich zugänglich. Neulich hat er einem japanischen Filmteam ein paar seiner Lieblingsorte in Brooklyn gezeigt – und da kam die Polizei. Das, so sagt er, hätten die Japaner mal filmen sollen, es wäre doch super für die Doku gewesen.

Ich würde mich nicht trauen, in einbruchgefährdeten Gebäuden herumzuspringen. Aber immerhin ist das Wetter heute passend zu seinen Geschichten, und so kann ich wenigstens ein Stimmungsbild vom Weg zum Vortrag liefern.