“America’s biggest real estate project … ever”. Kleinvieh macht in den Augen der Macher von Hudson Yards wirklich nichts als Mist. Ganz vorne und oben auf ihrer Website prahlen sie damit, dass das Bauvorhaben in Manhattan rund 20 Milliarden Dollar kosten soll.

Hudson Yards Baustelle

Wenn es in einmal fertig ist, sollen 5000 Menschen dort wohnen – und die sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Architekten zeichnen jede Menge kommerzielle Fläche in ihre Pläne, die die Baulöwen dann an Ladenketten und Restaurants verteilen.

24 Millionen Besucher wollen sie damit pro Jahr anziehen. Die eigene U-Bahn-Station dafür ist schon fertig. Aber das interessiert irgendwie niemanden.

Neue U-Bahn-Haltestelle 34th Street

Eine Woche nach der Eröffnung der Haltestelle “Hudson Yards” fuhren jeden Tag durchschnittlich 7000 Menschen bis zu dieser neuen Endstation der Linie 7. Die New Yorker Verkehrsbetriebe MTA hatten 32.000 pro Tag erwartet.

Komisch, wo doch das New Yorker Messezentrum namens Javits Center gleich um die Ecke liegt – zuvor über öffentliche Verkehrsmittel nur mit dem Bus zu erreichen. Und Hudson Yards gibt ein tolles Ausflugsziel für alleskennende New Yorker ab: So eine saubere Haltestelle habe ich hier noch nie gesehen.

Seltenheit: Saubere Haltestelle in New York

Ich finde sie allerdings auch ganz schön gruselig. Auf der Zwischenebene voller Geländer möchte ich mich ja nicht nachts in die Ecke gedrängt fühlen. Und von einem teuren Neubau inklusive neuer U-Bahn-Kunst hätte ich modernen Charme erwartet.

Haltestelle 7 train

So ein Irrtum. Ich hatte doch bereits gelesen, worum es bei Hudson Yards geht: Größe. Nicht Kreativität.

Moment: Ein Aspekt an dem Bauprojekt ist ganz schön ungewöhnlich. Hudson Yards war nicht nur früher der Betriebshof der Bahn, noch immer stehen Züge am Ufer des Hudson auf dem Abstellgleis, und sie fahren von dort aus in den Bahnhof Penn Station – unter der Baustelle hinweg. Unter den Gleisen verlaufen auch noch mehrere Tunnel. Und jetzt?

Railyard - Abstellgleise Hudson Yards

Die Wolkenkratzer, die da gerade in die Höhe wachsen, stehen auf Stelzen. Letztes Jahr hat das Magazin “Fortune” über die Problematik der gigantischen Säulen einen lesenswerten Artikel geschrieben.

Nächstes Jahr soll der erste aus der Wolkenkratzerschar bezugsfertig sein. Da die U-Bahn-Haltestelle jetzt schon fertig ist und die Macher von Hudson Yards gern was fürs Image tun, gibt es drumherum schon Platz für Besucher. Einen Park mit Büschen, einem Bauzaunstück mit Durchblick, Wasserspielen, Bänken, sogar Tischen und Stühlen.

Hudson Yards Park

Die New Yorker Parkverwaltung lädt auf Instagram fröhlich zu einem Besuch ein. Doch das zieht nicht nur Kommentare der Marke “Guck mal, da müssen wir mal hin” an. Seht selbst:

Instagram Kommentar

Der geharnischte “chubbycuban99” gibt an, er habe in einem der Gebäude gearbeitet, die Hudson Yards weichen mussten. Und weil der Umzug teuer und die neue Miete noch teurer war, war Essig mit Gehaltserhöhung. Die ist so manchem New Yorker nun einmal wichtiger als eine Bank mit Aussicht auf Baukräne.

Klingt komisch, dass Häuser abgerissen wurden? Für ein so gigantisches Bauvorhaben wie Hudson Yards brauchen die Bauherren jede Menge Platz, und sie wissen offenbar, wie sie sich diesen beschaffen. Erst vor zwei Wochen haben sie sich das letzte Stück in ihrem ganz persönlichen Puzzlespiel gesichert – einen McDonalds.

Hudson Yards mit Taxi

Hudson Yards liegt zwischen 33rd und 34th Street zwischen 10th Avenue und dem Hudson (bisher erst mal zwischen 10th  und 11th Avenue), erreichbar mit der U-Bahn-Linie 7.