Gowanus Canal mit Wasserverschmutzung

Treiben da etwa schon wieder Eisberge den Hudson hinunter? Nein. Das ist doch gar nicht der Hudson, und es war auch noch nicht lange genug Schweinekalt, New York Style™ (hier könnt ihr zum Vergleich nachschauen, wie wunderschön ein gefrorener Hudson ausschaut). Das hier ist aber der Gowanus Canal in Brooklyn.

Das ist auch kein Schnee. Das ist Dreck im Schafspelz – so sauber was Weißes auch wirkt, drin baden wollt ihr lieber nicht.

Umweltverschmutzung in weiß

Was in den Schaumbergen steckt, weiß ich nicht – und sonst wahrscheinlich auch niemand. Schließlich schwimmen sie auf dem Liebling der Ekelzeugforscher, dem Gowanus.

Liebling der Ekelzeugforscher: Gowanus Canal

Dieser Sackgassenwasserweg in Brooklyn ist so stark verschmutzt, dass er 2010 zur Superfund Site erklärt wurde. Klingt nach dem Pendant zum Gütesiegel unter Lottoannahmestellen (jippie, ein Super-Kohle-Standort!), ist aber vielmehr ein Eingeständnis von Ratlosigkeit.

Ganz viel Geld soll in die Säuberung des Gowanus fließen, nur weiß bislang niemand, wie man die teils meterdicke Schicht schwarze Mayonnaise da rauskriegen soll – und zwar ohne dass der gesamte Stadtteil tot umfällt. Es ist noch nicht einmal klar, was eigentlich alles an Schadstoffschichten drinsteckt.

Blei, Tripper, Krebserreger: Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahr

Die wenigen Studien und Funde kratzen nur an der Oberfläche – bringen aber Bedenkliches wie Blei, Quecksilber, krebserregendes PCB und DDT auf die Petrischale. Wie das jeweils miteinander reagiert, wenn es aufeinandertrifft oder sich in Luft auflöst? Tja. Mal sehen. Spannend ist auch, welche Viecher – wir denken hier vor allem an Mikroorganismen, Krankheitskeime – in dieser Umgebung überleben. Und sich zu neuen Formen entwickeln – was sie nachweislich tun. Zu den altbekannten Bewohnern des Gowanus zählen unterdessen Erreger von Tripper, Grippe und Ruhr.

Nichtsdestotrotz ist gestern jemand aus dem Kanal geklettert. Und zwar nicht einer der beiden Umweltaktivisten, die in futuristisch anmutenden Schutzanzügen durch den Gowanus geschwommen sind bzw. darin tauchen gingen, um daran zu erinnern, dass sich seit 2010 irgendwie nichts getan hat und dieses Umweltproblem dringend gelöst werden muss. Nein, diesmal war überhaupt keine Schutzkleidung im Spiel.

Da fährt doch ein Mann erst einer Frau über den Fuß und dann volle Kanne in den Gowanus. Er schafft es eigenständig aus seinem Auto heraus und mit Hilfe von Passanten auch heraus. Am Ufer wartet die Polizei auf den fast trockenen Fahrerflüchtigen. Um das Auto aus dem Wasser zu holen, müssen allerdings diverse Leute ins Wasser und auf das nasse Auto. Davon gibt es natürlich Fotos und Videos.

Schöner wohnen an der Sondermülldeponie

An dem Foto mit den seltsamen weißen Dingern fällt mir aber neben dem trüben Wasser noch etwas anderes ins Auge: die Baustellen. Weil der Gowanus Canal eine historische Sondermülldeponie darstellt, mochte die Stadt New York nicht entscheiden, was an dessen Ufer passieren sollte, und schon gar nicht irgendetwas Neues dort erlauben.

Gowanus Canal in Brooklyn

Doch hungrige Bauunternehmer suchen beharrlich nach Ansatzpunkten und Schlupflöchern, und jetzt … entstehen da Luxusbauten. Direkt am Ufer des Kanals, der im Sommer zwar nicht mehr ganz so sehr stinkt wie noch vor einigen Jahren, aber … ihr versteht schon. So richtig sauber erscheint mir die Sache nicht, und ich frage mich auch, wer da wohl einziehen möchte mit Blick auf ölschlieriges Wasser – oder falsche Eisberge.

Mehr über den Gowanus: