Oh, ich mag “site specific installations”! Kunst, die auf eine Umgebung zugeschnitten ist, bringt einen in New York an herrliche Orte. Unter die Träger einer ehemaligen Hochbahn oder an den Bauzaun zum Beispiel. Heute bringt der Tipp eines Bekannten mich ganz weit nach oben. Wir wollen uns hier eine Performance anschauen, aber alle strömen erst mal an die Fenster, sobald sich die Aufzugtüren im 33. Stock öffnen. Sehr schön, denke ich, zur Abwechslung mal ein unprätentiöses Kunstpublikum. Das schaut aber trotzdem ganz ungeniert auf andere Leute herab.

Nach ein paar Minuten fängt die Performance an, und die lässt uns wandern. “An Echo Button” spielt sich gleichzeitig drinnen und draußen ab. Auf dem Toshiba Tower laufen Bilder, die ihren Widerhall in den Bildern auf der Leinwand drinnen finden. Die Musik hört man draußen ja nicht, aber als einer der drei Künstler einige Leuchten von der Decke zwischen den Transistoren durchschwingen lässt, so dass sie Geräusche bewirken, ergibt das Bild auf der Digitalanzeige draußen Sinn.

Als ich den Glühlampen beim Schwingen zusehe, fällt mir auf: Da oben ist ja auch die berühmte Kugel, die zu Neujahr am Times Square ins Rollen kommt. Komisch. Die wird vorher doch immer unten ausgestellt, aber nun ja, an einer kleinen Stelle scheint ihre Beleuchtung kaputt zu sein, da muss sie ja eh noch mal auf den Boden der Tatsachen geholt werden.

Um die Ecke sehen wir noch eine Kugel. Vor allem aber eine Uhr. Diese Uhr ist mir noch nie aufgefallen, und alle, die ich frage, sagen dasselbe: Kenn ich nicht. Vielleicht zeigt sie Sternenzeit an für etwaige Ufos, die hier durchfliegen, biete ich an, weil die Stunden in Sternen dargestellt sind. Schon fragen wir uns, welchen Sinn eine Uhr so weit oben hat an einem Platz, an dem man vor lauter Wolkenkratzern immer nur ein paar Meter schauen kann. Es ist so schwer, sich vorzustellen, dass die Menschen hier früher mal Weitblick hatte. “Die ist halt für die ein Prozent”, sagt mein Begleiter. Also für diejenigen, die sich ständig auf den oberen Etagen herumtreiben, weil sie die Mittel dazu haben.

Als wir wieder unten sind, machen wir die Probe aufs Exempel: Auch mit Kopf im Nacken ist von der Uhr nicht einmal etwas zu ahnen.