Nein, das ist kein Theater- oder Filmensemble bei einer Pressepräsentation. Es hat auch nicht gerade ein Kriegsschiff angelegt und Leichtmatrosen auf den Times Square gespuckt. Diese Menschen sind zusammengekommen, um ein historisches Foto von Afred Eisenstaedt nachzustellen: “The Kiss“, aufgenommen am 14. August 1945 auf dem Times Square.

Deutsche feiern das Ende des II. Weltkriegs zwar am 8. Mai. Aber für die USA war der Krieg da noch nicht beendet, da mussten erst noch ein paar Atombomben ran. Am 15. August 1945 erklärte dann der japanische Kaiser seine Kapitulation – durch die Zeitverschiebung war das in den USA noch der 14. August. In anderen amerikanischen Orten werden historische Schlachten nachgestellt. In New York hält man sich lieber an den Moment danach.

Hunderttausende hatten sich an diesem Abend auf dem Times Square versammelt, und um kurz nach sieben abends erschien die Meldung “Official: Truman Announces Japanese Surrender” auf dem Times Tower. Binnen der nächsten paar Stunden schwoll die Menschenmenge auf zwei Millionen an. Mittendrin lief der Fotograf Alfred Eisenstaedt auf dem Times Square herum. Er fotografierte, wie ein Soldat sich eine ihm unbekannte Krankenschwester schnappte, um sie abzuknutschen. Edith Shain hat bis zu ihrem Tod Anfang des Jahres nicht erfahren, wer der unverschämte Bursche war. Den New Yorkern ist dieses Detail egal. Sie feiern am 14. August um 12 Uhr ein “Kiss-In”.

Außerdem steht jetzt eine Statue neben der Rekrutierbox auf dem Times Square. Sie heißt “Unconditioned Surrender” (bedingungslose Kapitulation). In jeder Hinsicht völlig unzeitgemäß.