Na, das hat aber hingehauen: Der Mann springt mir ins Auge, und das ist eine Leistung unter all diesen sehenswerten Monumenten. “Monuments” nennen jedenfalls die Steinmetze in der Umgebung ihre Ware, und sie liefern sich einen Prunk-Wettbewerb auf gegenüberliegenden Straßenseiten. Ich habe vorher schon ein paar Mal darüber nachgedacht, ob der eine oder andere wohl hier einer Heiligenfigur verstohlen das eigene Gesicht geben ließ. Aber die Angehörigen dieses Herrn taten es einfach ohne heiligen Firlefanz. Anderswo wachen Engel.

 

 

Hier liegen nur wenige namhafte Würdenträger, dafür aber so einige berühmte Verbrecher herum – nur passend also, dass Don Corleones Beerdigung in der “Pate”-Verfilmung hier gedreht wurde. Eine schöne Aussicht kriegen sie alle. Allerdings war die Skyline von Manhattan noch gar nicht da, als der Calvary Cemetery in Queens eröffnet wurde (mir ist ein wenig schwummrig dabei, bei einem Friedhof von Eröffnung zu schreiben): Der Legende nach war die Erste, die hier 1848 begraben wurde, an gebrochenem Herzen gestorben. Inzwischen brach so manchem Grabstein eine Nase oder ein Arm oder ein Kopf.

 

 

Und noch etwas war früher anders: Der Friedhof war einmal ein Ort der Ruhe. Fähren brachten die Leute von Manhattan aus her, wenn die Cholera sie dahingerafft hatte oder so (es soll auch mal so schlimm gewesen sein mit den Krankheiten, dass Familien ihre Toten selbst hier verscharrt haben).

Heute kommen Besucher samt Weihnachtsgestecken mit dem Auto bis fast vors Grab gefahren, man sieht Flugzeuge über die vier Teile des Riesenfriedhofs hinwegziehen, und man hört sie auch, wenn man nicht zu nahe an einer der beiden höhergelegten Autobahnen entlangläuft. Dort aber finde ich das Bild, das mich am meisten fasziniert. Der Kontrast könnte kaum größer sein.