Da oben sitzt es, im Buzzard’s Nest: Das schwierigste Publikum der Welt. Diese Leute sind gnadenlos in ihrem Urteil, sie machen sich lautstark Luft, und ihre Tradition könnte der Großvater vom Jury-Verhalten bei “American Idol” sein, wenn denn Sendungen wie diese jemals solche Stars hervorbrächten wie die Amateur Night im Apollo Theater in Harlem.

In der Blütezeit des Jazz spielte sich in Harlem ein Schauspiel ab, das ich immer noch so schwerlich verstehe, weil ich keine Parallelerfahrungen danebenhalten kann. In den Clubs dort traten zwar viele schwarze Musiker auf; als Zuschauer aber durften Schwarze nicht hinein. In den 30er Jahren veränderte sich das, und da wurde auch das Apollo Theater (vorher Hurtig and Seamon’s New Burlesque Theater) zu einem Varieté für Schwarze.

Die Idee mit der Amateur Night hatte Ralph Cooper 1934, und die Gegebenheiten sind immer noch dieselben: Wer auftreten will, muss zunächst den Veranstaltern vorführen, was er kann, und wenn er gut genug ist, bekommt er einen Termin für eine der Amateur Nights. Eine der ersten Gewinnerinnen war Ella Fitzgerald. Später überzeugten James Brown, Stevie Wonder, Michael Jackson und Lauren Hill ihr Publikum.

Heute stehen Talente auf der Bühne, die eine Sonderausgabe der Amateur Night erleben: Zur Feier des Black History Month öffnet das Apollo Theatre seine Pforten, die jungen Menschen singen, tanzen oder sprechen gleichzeitig vor Publikum und der Veranstalter-Jury. Die oberen Ränge sind geschlossen. Der Executioner, der schlechte Auftritte von der Bühne fegt, hat frei. Das Publikum ist in Feierlaune.