Club der Stadtteilpoeten

Die Wirkung verblasst einfach nicht. Jedes Mal, wenn ich dieses Portal sehe, empfinde ich Respekt und Freude. In der Brooklyn Public Library habe ich mich schon öfter herumgetrieben. Die Regale drinnen sind genauso merkwürdig lieblos (und auch gerne mal unübersichtlich) zusammengestellt wie in deutschen Universitätsbibliotheken, aber die Eingangshalle wirkt erhaben, das Café an dessen Rand will nicht viel Geld für Tee, die Zeitschriftenauswahl im “Popular Library”-Raum gefällt mir und das Veranstaltungsprogramm kann sich auch sehen lassen. Heute suche ich aber Bücher. Die finde ich sogar relativ schnell (habe ich mich am Ende an die Ordnung…

Retterbretter

Das Bailout Theater gastiert nicht an der Wall Street. Zwar kennt man den Begriff “bailout” vor allem von den Rettungspaketen, die marode Banken bekamen, und was war (und ist) das für ein Theater! Aber die gleichnamige Veranstaltungsreihe hat damit nichts zu tun. In der Judson Memorial Church, die sich ohnehin als als Asyl für die Künste versteht, gibt es an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat Essen und Kultur – gratis. Um halb acht sollte man für das Bailout Theater in der Schlange stehen, sonst wird es knapp. Zum Buffet aus Essensspenden gehören heute…

Moment mal: Kein Ja zur Kunst

Seit der Eröffung des New Museum hängt es an dessen Fassade. Und jetzt kommt es weg. Man könnte das als Zeichen dafür interpretieren, dass die Jasager-Zeiten vorbei sind. Jetzt werden andere Saiten aufgezogen, hat mein Vater immer so gerne gesagt (und dann ist doch nichts Schlimmes passiert). Welches strenge Regiment wird also dem begeisterten Ja folgen, wenn die Installation von Ugo Rondinone abmontiert ist? Eine Rose. Die acht Meter lange “Rose II” von Isa Genzken. Die Künstlerin ist derzeit im Palais de Tokyo in Paris an einer Gruppenausstellungbeteiligt – Titel: “Fresh Hell” .

Gleiche Höhe

Wie in jeder Großstadt gibt es in New York viele Vorschriften und viele Anlässe, sich darüber lustig zu machen oder zu versuchen, sich daran vorbeizumogeln. “Zoning” etwa regelt, was wo gebaut und wie genutzt werden darf. Zum Beispiel gibt es auf der Upper East Side für die Park Avenue Vorschriften, die das einheitliche Erscheinungsbild der fetten, alten Häuser bewahren. Wer hier neu baut, darf nicht höher hinaus. Das gilt sogar für Gebäude, die ein kleines Stück um die Ecke stehen. Genau diese Regel war ein strittiger Punkt, als Anfang der 90er Jahre hier schon längst…

Wenn das Schule macht

Von diesem Gesellen kann man sich täglich mit herausgestreckter Zunge grüßen lassen. Es kostet allerdings eine Stange Geld. Der Gargoyle (Wasserspeier) hängt am Sims direkt neben der Terrasse einer 650.000-Dollar Penthouse-Wohnung im Norden Harlems. Seit einem Jahr stehen die Wohnungen in diesem Haus zum Verkauf, gerade sind die ersten Eigentümer eingezogen. Vorher wohnten hier lange Zeit nur Tauben. Innen musste alles komplett neu gemacht werden. Aber außen nicht. Das Haus wurde 1906 gebaut und diente bis in die 70er Jahre noch seinem ursprünglichen Zweck: Charles B.J. Snyder hatte es als Schule gebaut. Der Name ist…

Oh, NY!

Manchmal gibt es der Name einfach her. Open House New York ist ungefähr dasselbe wie das, was in Deutschland Tag des offenen Denkmals heißt. Nur dass “open house” viel einladender klingt. Manche sind trotzdem enttäuscht; zum Beispiel, weil bei den berühmten Bauten die Teilnehmerlisten ganz schnell voll sind. Oder weil man in der Lobby des Woolworth Building nicht fotografieren darf. Mir ist’s schnuppe. Ich nehme es, wie es kommt, und in zwei Fällen überrascht mich das Licht. Das Islamic Center steht so herrlich schräg an der Third Avenue auf der Upper East Side (muss ja…

Junger Mann zum Mitreisen

Schön ist es in DUMBO. Früher waren hier Lagerhäuser und Fabriken, in denen unter anderem Brillo Pads hergestellt wurde, die stahlwollenen, seifengetränkten Kratzbürsten, deren Verpackung in Europa vor allem durch Andy Warhol bekannt wurde. In dem Teil von Brooklyn, der am Ufer zwischen der Manhattan Bridge und der Brooklyn Bridge liegt (daher auch der Name: Down under the Manhattan Bridge Underpass), kauft man sich heutzutage ein Loft. Wenn die Kohle dazu nicht reicht, kann man hier auch Kunstbücher kaufen, Designermöbel und handgerührte Schokolade. (Unter dem Tag “Dumbo” findet ihr noch mehr Geschichten aus diesem Viertel!)…