Soho und Bushwick machen Druck

Vor dem Wooster Street Social Club in Soho hängen so viele Leute herum und rauchen, dass ich fast den falschen Eingang nehmen will. Exklusiv ist der Club nicht: Wooster Street ist ein Tätowierstudio mit Raum für Ausstellungen und Veranstaltungen. Heute wird hier eine Ausstellung von Chris Stain eröffnet. Dazu feiert der Streetartist auch gleich noch die Veröffentlichung von “Long Story Short – A Collection of Inspiration”. Und der Aktivist Josh MacPhee (Just Seeds) hält einen Vortrag über die Verbindung von Wandmalerei und sozialen Bewegungen. Aber das ist hier ja kein Geschichtsclub. Am anderen Ende der…

Eisengel und Eishörnchen

Es klingt wie beim Zahnarzt. Oder wie auf der Baustelle. Jedenfalls wie etwas, das einem entweder buchstäblich oder im übertragenen Sinne schnell auf die Nerven geht. [audio:https://www.moment-newyork.de/wp-content/uploads/Eissäge.mp3|titles=Eissäge statt Nervensäge!] Aber das Ohr irrt. Hier liegt zwar das Werkzeug so ordentlich bereit wie auf dem Zahnarzttablett, und der Mann, der sich da bedient, könnte als Bauarbeiter durchgehen. Aber mit der Kettensäge bearbeitet er keine dicken Bretter, und er tut auch keinem weh.   Das wird ein Eisengel. So einer steht in Stein gemeißelt über dem Bethesda-Brunnen. Schließlich ist “Ice Fest” eine Veranstaltung der Central Park Conservacy…

Dreh das Licht um

Das ist mein Liebling. Durch die geschliffene Oberfläche schimmert das Licht so, als würde man tatsächlich ins Wasser schauen. Und der Briefbeschwerer bringt die Idee hinter dieser Ausstellung rüber: WAO möchte traditionelle Kunstfertigkeit aus dem japanischen Handwerk in ein neues Zeitalter zu übertragen. Beziehungsweise zeigen, dass dieser Wandel dort bereits begonnen hat. Das zieht sich bis hin zu dem Kniff, mit dem die Veranstalter die Ausstellungsstücke erklären: Alle Stücke liegen auf rechteckigem Papier, Designer und Werkname stehen in einer hochgefalteten Ecke. Und manches Mal brauche ich die Erläuterung. Dies hier hätte ich etwa für Vasen…

Gerührt, nicht geschüttelt

Abgegriffen. Ausgelutscht. Mir fallen nur Worte ein, die in diesem Zusammenhang missverständlich ausfallen. Deshalb schreibe ich es lieber so: Die Aussicht auf ein Egg Sandwich entlockt wohl keinem New Yorker ein freudig erstauntes “Oh, das klingt gut, was ist das denn?”. Eier zwischen Brotscheiben oder dem, was der Amerikaner unter Brötchen versteht, gibt es in jedem Eckladen, schnell eingeschlagen zum Mitnehmen, und draußen bullert der Automotor. Trotzdem kann so ein Egg Sandwich lecker sein. Es kann sogar auch so aussehen. Ich habe zugeschaut, wie der junge Mann das Ei gerührt hat, aber ich komme trotzdem…

Doppelgänger

Da habe ich mich lange genug darauf gefreut, mir das hier anzuschauen, und ich dachte, ich schaue dann ganz ruhig auf die Fläche und die Details und staune. Stattdessen bin ich beinahe gehetzt. Und das liegt nur an dem Müll draußen vor der Tür. Ai Weiwei hat traditionelle chinesische Porzellan-Meister Millionen Sonnenblumenkerne herstellen lassen. Mehrere Tonnen davon liegen jetzt hier auf dem Boden der Mary Boone Gallery. Ganz neu ist das nicht, in London waren sie auch schon ausgestellt. Aber ich habe es eilig, wieder vor die Tür zu kommen. Da draußen liegt nämlich Müll…

Reklamehelden

Anonymität ist alles. Jedenfalls, wenn man so etwas tut wie Poster Boy. Dann zeigt man sein Gesicht nicht in der Öffentlichkeit, man verbreitet seine Telefonnummer nicht, verbreitet sogar die Ansicht, Poster Boy sei gar keine Person, sondern ein Kollektiv. Mit einer Klinge bewaffnet geht Poster Boy in den Untergrund und kämpft gegen das Böse. In der U-Bahn schlitzt Poster Boy – nein, nicht Menschen, sondern Werbeplakate auf. Und baut daraus neue. Zum Beispiel solche: Poster Boys neueste Werke “Wir haben das einfach aus Langeweile angefangen”, sagt er dazu lässig. Aber ehe er das sagt, hat…

Weihnachtsduft

Es hört sich mehr nach Applaus oder vielleicht nach Silvesterfeuerwerk an als nach Weihnachten: [audio:https://www.moment-newyork.de/wp-content/uploads/CornKettle.mp3|titles=Popcorn poppt!] Aber das Geräusch – und der Geruch – kommt live vom Weihnachtsmarkt im Bryant Park (ich hatte doch Weihnachtsthemen an den Adventsonntagen versprochen). Am Union Square haben sie grün-weiß-gestreifte Stände, und hier sind die Buden grüne Glashäuser, rund um die Schlittschuhbahn aufgestellt und meist mit Kunsthandwerk gefüllt. In einer gibt es ein amerikanisches Klischee, Popcorn nämlich, aber mit Hausmacher-Touch: Bevor der junge Mann die neue Ladung aus seinem Kessel in die Kiste schütten kann, muss er die Zutaten zusammenfügen,…