Moment mal: Wunschzettel

Heute ist National Believe Day. Naiv glaube ich erst, das sei ein Melting-Pot-Gebräu, bei dem all die Gläubigen mal für einen Tag aufhören, sich darum zu streiten, wer den echteren Gott habe. Aber einen solchen Tag gibt es nicht. Es ist aber auch keine Kampagne der christlichen Fundamentalisten in den USA. Keine Gemeinde, sondern ein Kaufhaus hat den 10. Dezember zum National Believe Day erklärt. Er soll der “Großzügigkeit und dem Geist der Feiertagssaison” Tribut zollen, sprich: Geld für einen guten Zweck einbringen. Dazu soll man einen frankierten Brief, adressiert an “Santa at the North…

Der Club der Wollweiber

Bei denen mit der Wolle muss man aufpassen, das kenne ich vom Flohmarkt. Und auch hier fragt die Frau hinter dem Stand: “Are you a knitter?” (auf Deutsch würde man am ehesten “Stricken Sie?” fragen), aber es klingt wie “Are you a quitter?” (was, je nach Tonfall, Schwanzeinkneifer, Drückeberger oder Versager heißen kann). Die Stricklieseln von New York lassen ihr Hobby immer so ein bisschen nach Geheimbund aussehen. Weil ich stricken kann, ernte ich ein wissendes Nicken, bevor man mir in der Regel dann Stricknadeln für 30 Dollar (mit handgemachter Verzierung am Ende) oder Wolle…

Plastikgeld

Normalerweise läuft es so: Während ich nach meinem Geld krame, behalte ich im Auge, wie weit die Kassiererin oder der Kassierer am Scanner mit meinen Einkäufen ist oder ob ein Bagger (nicht Fahrzeug, sondern Jobbezeichnung, bag = Tasche) kommt, den ich stoppen muss, indem ich rechtzeitig noch einmal bekräftige, dass ich keine Tüte brauche. Sonst ist alles ganz schnell verpackt, und zwar nicht von mir. Aber dann gibt es ja noch Aldi US. Jawohl, der deutsche Spitzendiscounter hat längst seine Finger nach den USA ausgestreckt. Dort gibt es vor allem Produkte nach US-Geschmack, aber im…

Black Friday

Nein, nein, nein, es gab keinen Börsencrash. Black Friday nennt man seit Mitte der 70er Jahre den Tag nach Thanksgiving. An diesem Brückentag nämlich beginnt die offizielle Saison für Weihnachtseinkäufe, und dazu bieten die großen Geschäfte derart verlockende Sonderangebote, dass die Innenstädte schwarz vor Menschen sind – und die Händler schwarze Zahlen schreiben. Nachdem sich in der jüngsten Vergangenheit die Wirtschaftskrise auch an dieser Art von schwarzem Freitag bemerkbar gemacht hat, gehen Prognosen des Einzelhandelsverband für heute von hungrigen 138 Millionen Schnäppchenjägern aus. Ich kann mich nicht dazu durchringen, nur für ein paar Fotos morgens…

Moment mal: Geld im Vorbeifahren

Jetzt sind sie weg. Patrick und Walter und ihr Wohnwagen haben New York verlassen. Sie brauchen Geld. Und dafür, haben sie sich gedacht, müssen sie das ganze Jahr lang auf Achse sein. Ihre Idee: Während sie durch die Gegend gondeln, dürfen Firmen ihr Vehikel mit Werbung zupflastern – im Laufe eines Jahres wollen sie so auf eine Million Dollar kommen. Stolz präsentiert Walter sich auf der Website mit dem Spruch: “Bewege dich in die Richtung deiner Träume. Lebe das Leben, das du dir vorgestellt hast.” Vielleicht war sein Lebenstraum ja ein endloser Familienausflug. Seit Anfang…

Wer’s glaubt

Erfunden hat ihn zwar Coca Cola. Aber das Kaufhaus Macy’s soll es sein, wo man den echten Santa Claus trifft. Im New Yorker Haupthaus, das sich über einen kompletten Häuserblock erstreckt, gibt es sogar ein ganzes Santaland. Für den größten Teil des Jahres steht dort in großen Kinobuchstaben, dass Santa nicht da ist, aber im November wiederkommt. Nach der Thanksgiving Parade nämlich nimmt er da oben im Kaufhaus all die großen und kleinen Wünsche entgegen. Praktischerweise kann man viele davon dann gleich im selben Haus erfüllen. Noch ist der Weihnachtsmann nicht da. Aber die Dekoration…

Groß gefeiert

Die Amis machen gern Schnäppchen. Deshalb ist hier ständig “sale” (Ausverkauf), dazu kommt in anderthalb Wochen eine separate Geschichte. Günstig sollen aber auch die ganzen Großpackungen erscheinen. Cornflakes bekommt man in Riesenkartons, die Milch dazu in Kanistern, die rund vier Liter fassen, und so weiter. Daran gewöhnt man sich. Aber jetzt fällt mir im Baumarkt etwas ins Auge, das ich bislang nicht mit Größenwahn verbunden habe: Weihnachtsdekoration. Einige Kugeln sind so groß, dass ich zwei Hände bräuchte, um sie zu umfassen, nun ja, man soll ja auch vorsichtig damit umgehen. Und auf dem Boden stehen…