Reklamehelden

Anonymität ist alles. Jedenfalls, wenn man so etwas tut wie Poster Boy. Dann zeigt man sein Gesicht nicht in der Öffentlichkeit, man verbreitet seine Telefonnummer nicht, verbreitet sogar die Ansicht, Poster Boy sei gar keine Person, sondern ein Kollektiv. Mit einer Klinge bewaffnet geht Poster Boy in den Untergrund und kämpft gegen das Böse. In der U-Bahn schlitzt Poster Boy – nein, nicht Menschen, sondern Werbeplakate auf. Und baut daraus neue. Zum Beispiel solche: Poster Boys neueste Werke “Wir haben das einfach aus Langeweile angefangen”, sagt er dazu lässig. Aber ehe er das sagt, hat…

Unter Strom

Neulich habe ich gelernt, was Stim ist – Elektroschocks für Nerven und Muskeln. Gegen diesen Kollegen hier ist das ein Nano-Stäubchen auf einem Bergkamm, schätze ich: Das ist ein Zitteraal, auf Englisch viel imposanter “electric eel”. Der bringt mit Stromstößen seine Beute um, findet – mit einer schwächeren Variante – aber auch Sexpartner. So ein Stromschlag überträgt sich im trüben Gewässer ja ganz gut. Aber so etwas zeigen sie im New York Aquarium natürlich nicht. Der Kerl muss schön alleine bleiben, damit es kein Grillfest gibt. Früher hatten sie trotzdem viel mehr als diesen einen…

Voll durchgefallen

Das Brett ist ein Publikumsmagnet. Männer stehen hier Klischeewache und fachsimpeln über Akkuschrauber. Ich bin nicht schon wieder im Handwerkermarkt gelandet, sondern bei der Präsentation von Consumer Reports. Das ist vergleichbar mit “test” (Stiftung Warentest), nur schon deutlich älter. Zum 75. Geburtstag fahren die Laboranten durchs Land und machen heute eben in Grand Central Station. Zum Beispiel mit Akkuschraubern, Brett und Schrauben. Aber auch mit einer Waschmaschine und Stoffstreifen in unterschiedlichen Stadien der Verblassung. Die Krux für die Verbraucherschützer ist ja: Einerseits leben sie von ihrer Objektivität. Andererseits müssen sie auch von irgendetwas leben, brauchen…

Sturmwarnung

Aus gegebenem Anlass – vielen Dank für die vielen besorgten Nachfragen – ausnahmsweise ein Nachrichtenthema: Warten auf Irene. Ich glaube ja schon seit geraumer Zeit, dass die größte Glaubensgemeinschaft in New York die Ironiker sind. “Irony is over” leugnen deren Mitglieder genauso vehement wie ihre christlichen Fundamentalistenkollegen die Theorien eines gewissen Charles Darwin. Und im Moment nerven sie mich mal wieder. Gestern hätte ich zu einer Party gehen können mit dem Namen “Come on, Irene”. Untertitel: “Bring it, Bitch!” Dazu hieß es: Komm vorbei, wir lassen uns doch das Wochenende nicht versauen. Alles eine Frage…

Schön klug

Ich gehe ja gern zu diesen Veranstaltungen, bei denen ich neues Wissen präsentiert bekomme. Show-and-Tell, Mini-Lecture, Pecha Kucha – nehme ich alles gern mit. Und jetzt dreht der Galapagos Art Space das Ganze noch eine Runde weiter: “Get Smart” verbindet 15-minütige Vorträge mit Ausschnitten aus dem Cabaret-Programm, das hier am Wochenende geboten wird. So höre ich etwas über Hologramme (und vorn am Eingang stehen auch zwei), sehe erstmals den Journalisten Norman Oder, den ich bisher nur von seinem Blog Atlantic Yards Report kenne, und lerne, wohin die Impulse in meinem Hirn gehen, wenn ich unkonzentriert…

Stille Post

Ich warte auf die Fahne. Mit der Fahne kommen die Worte, die mir Paul zuflüstern wird und die ich der Frau hinter mir sagen soll. Sie kommen von Lama Pema Wangdak, und wenn wir alle sie weitergesagt haben, kommen sie bei Salman Rushdie an. Wir sind eine Karmakette, und ich habe Glück: Ich bin ein Stück vor Nummer 200 in der Schlange im High Line Park, und damit stehe ich in einem sonnigen Abschnitt. Was wir weitersagen, kommt in drei Teilen, begleitet von drei Fahnenträgern. Nachdem alle Fahnen vorbeigezogen sind, kommt der Lama. Je nachdem,…

Heldengrab

Da sind ja gar keine Kerzen! So haben wir aber nicht gewettet. Das hier war als Candlelight-Tour angekündigt, und ich hatte es mir so ein bisschen gruselig vorgestellt (und mich gefragt, wie das dann mit den Fotos gehen soll). Und draußen ist es ja noch hell, als wir ankommen. Aber das wird schon. Ein Ranger erklärt uns erst mal, warum General Grant letztlich auch für seinen Job verantwortlich ist. Der Mann, der im Bürgerkrieg zum General aufstieg und später Präsident der Vereinigten Staaten wurde, hat nämlich auch den ersten Nationalpark gegründet. Um das zu bewahren,…