Mein Experiment ist gelungen. Aber mein Wissensdurst ist nicht gestillt. Seit langer Zeit habe ich den Eindruck, der Hausstaub in New York sei anders beschaffen als der, den ich aus Bochum gewohnt war. Dabei geht es nicht um die Menge. Sondern um die Farbe. Ich dachte immer, Staub sei von Natur aus grau. Um zu prüfen, ob der New Yorker Staub eine andere Farbe hat, habe ich zu einem ziemlich albernen Trick gegriffen: Wochenlang trug ich beim Bürofegen Stoffschlappen mit kleinen Gummistoppern als Sohle. Da fängt sich Staub. Und wenn man die Sohlen später gegeneinander…
Auf Staten Island gibt es Hügel. Deshalb stehe ich jetzt 150 Fuß hoch in Freshkills und genieße die grüne Aussicht. Hier entsteht gerade ein Park, der eines Tages zweieinhalb mal so groß wie der Central Park in Manhattan sein wird. Aber das dauert. Zwar soll nächstes Jahr schon der erste Teil eröffnet werden. Aber komplett fertig wird der Freshkills Park wohl erst irgendwann binnen der nächsten 30 Jahre. Ein Indiz dafür, warum das so lange dauert, kann man sehen. Unter den Hügeln wabern Gase. Das liegt daran, dass diese Hügel keine natürliche Grundlage haben. Früher…
Ich denke sofort an Kalorien. “Wenn sie geboren werden”, staunt meine charmante Begleiterin, “sind die ja schon schwerer als ich.” Trifft auf mich genauso zu. Und so nah wie im American Museum of Natural History kommt man sonst wohl kaum an ein Walross. An ähnliche Kaliber menschlicher Art allerdings schon. Deshalb gibt es Einrichtungen wie das Rudd Center for Food Policy and Obesity an der Yale Universität. Dort haben Forscher unter anderem herausgefunden, dass man mehr isst, wenn man Fernsehwerbung für Essen sieht, und dass die Werbung beeinflussen kann, welche Art Essen man bevorzugt.
Viele Leute erzählen mir staunend, wie sehr es für die Chinesen auf die Sprachdetails ankommt: Eine Silbe Mandarin, in verschiedenen Betonungen, Tonhöhen oder -längen gesagt, könne völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Das erfährt man in New York auch jenseits von Chinatown. Zum Beispiel mit “excuse me”. In Englischbüchern steht, das bedeute “Verzeihung” oder “Entschuldigung”. Vielleicht noch so etwas wie “darf ich mal bitte?”. Aber je nach Betonung kann es auch etwas ganz anderes heißen. Einen ähnlichen Klang wie “excuse me” (aber lauter) nutzen New Yorker, um sich den Weg freizuhupen. So gibt etwa ein Bauarbeiter, der…
So, nach diesem Wochenende steht “Inception” also auch in den deutschen Kinocharts ganz oben. Oder unten, wie man’s nimmt. Ein entfernt Bekannter liegt mir mit einem Wort dazu in den Ohren: “Deep”*, sagt er mehrmals. ” So deep.” Er hat den Film schon dreimal gesehen und ist immer noch ganz geplättet. Er wolle den Film noch dreimal sehen, fragt aber nicht, ob ich denn wohl mitkäme. Vielleicht hält er mich für zu blöde. Dann höre ich jemand anderen sagen: “Oh, ich war übrigens in ‘Inception’. Ich weiß echt nicht, was die Leute alle haben, von…
Es ist gerade fünf durch, das National Museum of the American Indian hat geschlossen, und ich sitze hier unten auf der Bank. “I’ll take you somewhere you can sit”, hat der Wächter gesagt und mich mit einem Nicken durch eine Tür geschoben. Seine Kollegen haben geguckt und gefragt, was ich angestellt habe. Ich habe mich mit eben jenem Wächter verabredet. Er ist einer dieser New Yorker, über die ich Geschichten schreibe. Seine beginnt in einer Familie mit elf Kindern in einer Railroad-Unterkunft in Brooklyn. Aber die habe ich in diesem Moment ja noch nicht geschrieben….
Überall haben sie sich versammelt wie hier in Tudor City und drängeln sich mit ihren Kameras. Das Fernsehen ist auch da. Heute (und gestern) ist Manhattanhenge. Wenn die Sonne untergeht, tut sie das in genau dem Winkel, der es so aussehen lässt, als ginge sie in der Häuserschlucht zwischen den Wolkenkratzern unter, als liefen ihre Strahlen golden bis zum East River. Das liegt zu einem Großteil an der natürlichen Lage der Insel. Wäre das Straßengitter von Westen nach Osten nur ein paar Grad anders angeordnet, würde es diese Stonehenge-artigen Momente hier niemals geben. Ein Historiker…