Lies schön deinen Brokkoli!

Brokkoli. Das deutsche Pendant dazu wäre vielleicht Spinat. Oder Rosenkohl. Oder einfach Gemüse. Eben das, was gut für dich ist, was du aber ohne elterlichen Zwang trotzdem auf dem Teller liegen lässt. Und so nennt Evan Ratliff lange Lesestücke in Magazinen. “Lange Zeit haben wir gedacht, die Leute lesen nur die neuesten Gadget-Rezensionen, und die langen Geschichten liegen da wie Brokkoli.” Aber dann stellte sich heraus: Im digitalen Zeitalter werden an jeder Ecke die neuesten Gadgets besprochen, aber lange, aufwändige Geschichten haben nur bestimmte Magazine. Und die Leute lesen das Zeug, wie Untersuchungen und Web-Statistiken…

Verkehrserziehung mit Poesie

New York ist ein Schilderwald. Alles Mögliche soll beachtet werden, da geht es lang, dies ist verboten und vor jenem wird gewarnt. Und dann gibt es noch höchst öffentliche Poesie: Curbside Haiku sollen die New Yorker Straßen sicherer machen. Fehlt nur noch das Schild, dass daran erinnert, jederzeit die Augen nach schönen Überraschungen offenzuhalten.

New York liest!

Da sitzen sie und schauen dem entgegen, was sie als Beweis dafür werten, dass all diese vermeintlichen Experten falsch liegen: Kurze Texte sind nämlich nicht das Einzige, was überhaupt noch gelesen wird. Der Chefredakteur des New York Magazine hat zu “Behind the Longreads” drei seiner Autoren mitgebracht: Wesley Yang, Jessica Pressler und Dan P. Lee sprechen über die Entstehung ihrer Long Reads – das sind sehr lange Geschichten, die aber eben keine Märchen, sondern Sachgeschichten sind. Und die wie hulle gelesen werden. Selbst die Aussicht, mehr über die Geschichten zu erfahren, zieht die Leute an:…

Schlangenbuch

Das sollte ich hier vielleicht gar nicht zeigen. Es könnte ein Feiertagsgeschenk werden. Also nicht genau dieses hier, aber ähnlich. Wie bitte, was das ist? Es ist ein kleines Buch, und zwar eines, das ich eben fabriziert habe. So was lernt sich ganz leicht in einer Stadt, in der die Museen sich gegenseitig übertrumpfen müssen mit verlockenden Veranstaltungen. Das American Folk Art Museum hat deshalb “Make It Thursday”: Da lernt man, etwas mit den Händen zu machen, und bekommt einen Becher Wein dazu. Und am Ende – tadaaa: Das ist ein Snake Book. Außerdem habe…

Bühne frei!

Wenn die anderen in den Brunnen springen, springst du ja auch nicht hinterher, hat mein Vater immer gerne gesagt. Aber ich muss ja unbedingt alles nachmachen. Da besuche ich eine liebe Freundin, um mir ihre neugeborene Tochter anzuschauen, und sie erzählt mir davon, dass das alles wahr ist, was sie übers Kinderkriegen sagen: Sie schwebt auf einer Hormonwolke dahin. Das mache ich jetzt auch. Und das Coole daran ist: Ich muss mich dafür nicht einmal mit dreckigen Windeln herumschlagen. Ich fühle schon alle möglichen Hormone durch mich hindurchrauschen, als ich vor dem Mikro stehe und…

Eine Art Vorlesung

Henry Rollins ist ja nun nicht auf den Mund gefallen. Der Musiker, Schauspieler, Dichter, Autor und Spoken Word-Schimpftiradenmeister kann wie auf Knopfdruck Geschichten von seinen zahlreichen Touren erzählen und die dann so mal eben mit Kritik an Politik und Gesellschaft verknüpfen. Vor Jahren hat er mir mal im Interview erzählt, wie wenig er schläft. Damals ist er vor einem Pensum von 2.000 Worten nicht ins Bett gegangen. Jetzt erzählt er von einer ähnlichen Arbeitsmoral. Seit einigen Jahren nimmt er sich jedes Jahr ein paar Monate Zeit zum Reisen. Und da gibt es einen Acht-Stunden-Arbeitstag, der…

Löwenwäsche

Einem Löwen so nah zu kommen, dass man ihn berühren kann, ist eigentlich bescheuert. Aber dieser jungen Mann tut das ja gerade, um zu scheuern. Mit einer Bürste, die nur etwas größer ist als die, mit der Menschen ihre Zähne zu putzen pflegen, schrubbt er den Löwen hinter den Ohren. Ich bin fast enttäuscht, dass daraufhin so gar kein Schnurren zu hören ist. Aber dieser Löwe ist für so etwas zu majestätisch. Wer die New York Public Library bewacht, erlaubt sich keine Schwächen. Schließlich müssen hier eine Menge Leseratten in Schach gehalten werden. Auch sein…