Konflikt-Komödie

Das will ich haben, bloß weil ich weiß, dass du es haben willst – und deshalb schnapp ich’s mir. Mit dieser Denkweise haben Kriege angefangen. In “Saida” bringt diese Logik zwei Geheimdienstchefs (einer aus Palästina, einer aus Israel) dazu, alles Mögliche anzustellen, um die Hand einer schönen Tunesierin zu bekommen. Ein satirisches Zeichen dafür, dass New Yorker sich nicht immer nur um sich selbst drehen. “Saida” von Tuvia Tenenbom, Jewish Theater of New York, bis 26.06. im Kraine Theater.

Stille Post

Ich warte auf die Fahne. Mit der Fahne kommen die Worte, die mir Paul zuflüstern wird und die ich der Frau hinter mir sagen soll. Sie kommen von Lama Pema Wangdak, und wenn wir alle sie weitergesagt haben, kommen sie bei Salman Rushdie an. Wir sind eine Karmakette, und ich habe Glück: Ich bin ein Stück vor Nummer 200 in der Schlange im High Line Park, und damit stehe ich in einem sonnigen Abschnitt. Was wir weitersagen, kommt in drei Teilen, begleitet von drei Fahnenträgern. Nachdem alle Fahnen vorbeigezogen sind, kommt der Lama. Je nachdem,…

Sprachkenntnisse

In fast jedem Reiseführer kommt der Strand Bookstore vor. Der ist ja auch ganz nett, aber es gibt so viele andere. Mancher davon hat sogar ganz spezielle Bücher im Angebot: Nur für die Küche zum Beispiel. Oder nur für die Bühne. Aber ich habe noch keinen entdeckt, der so freudig dies hier anbietet:

New York Babylon

Einen entlegenen Winkel würde ich es nicht nennen. Aber Jackson Heights ist auch nicht gerade der Nachbar vom Times Square. Der Stadtteil liegt so einige Stationen in Queens hinein, ein Teil ist südamerikanisch, ein anderer Teil südasiatisch geprägt, und offenbar wohnen hier viele Menschen mit Augenproblemen, jedenfalls komme ich an so vielen Optikern vorbei, dass ich darüber nachdenke, dass meine Augen bestimmt schon wieder schlechter geworden sind. So traue ich eben jenen auch erst nicht, als ich in einen vollgestopften kleinen Schreibwarenladen trete: Diese Wörterbücher sind eine Anschaffung fürs Leben – der Umtausch ist ausgeschlossen.

Drachen im Schwarzwald von Chinatown

Es ist eine Rolle aus Kirschen, Sahne und einem Schokoladenteig von brotartiger Konsistenz. So kann man Schwarzwälder Kirsch auch interpretieren. Und diesen Black Forest Cake esse ich in einer weiteren asiatischen Bäckerei.   Der Laden heißt Dragon Land, und erst nachdem ich Platz genommen habe, sehe ich die Tische mit Aquarium im Sockel neben mir. Ich bin ein bisschen neidisch. Dann fällt mein Blick auf ein Schild an der Wand. Rauchen ist hier verboten, steht da, und der Verzehr mitgebrachter Speisen. Außerdem seien die Stühle nur für Gäste – und auch das für nicht länger…

Hase und Igel in Chinatown

Donnerstag hat schon wieder ein neues Jahr angefangen – diesmal nach chinesischer Rechnung. Da ist jedes Jahr einem Tier zugeordnet, dieses gehört dem Hasen, und in New York machen sie heute eine Neujahrsparade. Für mich gerät sie zu einem absurden Rennen. Dieser Hase ist das erste, was ich von der Parade sehe. Und er begegnet mir immer wieder. Während ich im Zickzack Menschenmengen umgehe und vermeintliche Abkürzungen nehme, ist dieser Wagen immer da, wo ich wieder zur Parade stoße. Aber auf meinen Umwegen begegne ich einem Kollegen von ihm. Die North Shore Animal League nutzt…

Rekordgekreisel

Die Saison will Zahlen.  Christen zählen bis vier und zünden jeden Sonntag eine weitere Kerze an. Hier brennt auch das erste Licht; aber es werden noch acht, plus das eine, von dem sie das Feuer bekommen: Es ist der Vorabend von Hanukkah (deutsch: Chanukka), dem Lichterfest, mit dem jüdische Familien die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem nach dessen Entweihung feiern. Die dazugehörige Geschichte dreht sich um das Öl-Wunder: Die Lichter der Menorah im Tempel durften nicht erlöschen, es war aber nur noch genug geweihtes Öl für einen Tag da, und es dauerte acht Tage, um…