Reklamehelden

Anonymität ist alles. Jedenfalls, wenn man so etwas tut wie Poster Boy. Dann zeigt man sein Gesicht nicht in der Öffentlichkeit, man verbreitet seine Telefonnummer nicht, verbreitet sogar die Ansicht, Poster Boy sei gar keine Person, sondern ein Kollektiv. Mit einer Klinge bewaffnet geht Poster Boy in den Untergrund und kämpft gegen das Böse. In der U-Bahn schlitzt Poster Boy – nein, nicht Menschen, sondern Werbeplakate auf. Und baut daraus neue. Zum Beispiel solche: Poster Boys neueste Werke “Wir haben das einfach aus Langeweile angefangen”, sagt er dazu lässig. Aber ehe er das sagt, hat…

Bindungsängste

Auf einmal flackern die Lichter. Das kenne ich schon. Alle paar Monate passiert das, meistens geht es schneller wieder vorbei, als ich den Stecker ziehen kann. Aber diesmal flackern die Lichter erst mal gar nicht, nur die Internetverbindung ist verdächtig langsam. Ich ziehe den Stecker vom Modem, stecke ihn wieder in die Dose, und dann geht das Geflacker los. Und hört nicht wieder auf. Ich kenne das Prozedere gut genug, durch das mein Internetprovider mich führt, wenn es Probleme gibt. Schließlich hatte ich schon Eichhörnchen. Sind die Biester zurück? Ich weiß es nicht. Was ich…

Gefährliche Baustelle

So was ist ganz schnell wieder weg. Und selbst wenn es da ist, übersieht man es leicht. Diese versteckte Handarbeit aber erweckt meine Aufmerksamkeit. Der Typ, der eben noch mit mir über die Straße geeilt ist, guckt irritiert, als ich näher an die Baustelle rangehe statt weiterzuhetzen. Aber neugierig ist er jetzt schon. Wie gesagt, so was ist ganz schnell wieder weg.

Wer ist der Kerl?

Einmal im Jahr kommen die besten Graffiti-Künstler auf diesen Schulhof in East Harlem und schreiben die Wand voll. Eine Hall of Fame ist in ihrer Welt zunächst einmal bloß eine Fläche, die man legal und unbehelligt anmalen darf. Aber diese hier ist schon ziemlich berühmt; seit 1980 zeigen die Tagger und Writer hier, was sie können. Und das dürfen sie nur einmal im Jahr, meistens kurz bevor die Schule wieder beginnt. Wegen des Sturms mochte ich mich da letzte Woche nicht hinbewegen. Heute schaue ich sie mir fröhlich mit ein paar netten Leute zusammen an….

Dafür muss Oma lange stricken

In den Läden sind sie ja schon, die Winterpullover. Aber in New York sieht man nicht erst zum Ende des Hochsommers an vielen Ecken Strick. Und zwar ganz buchstäblich. Yarn Bombing nennt man das, wenn da jemand einfach einem Laternenpfahl, Verkehrspoller oder Geländer ein buntes Gewand auf den Leib strickt. Magda Sayeg macht eine Kunst draus. Sie zieht mit Stricknadeln statt mit Spraydosen durch die Welt und hinterlässt Streetart-Spuren. In Paris hat sie Legwarmer für Statuen gestrickt, in Mexiko einen ganzen Bus eingehüllt, und in New York enthüllt sie jetzt … … ein Gitter unter…

Alles Verbrecher!

Ich mein ja nur so. Steht ja da. Aber die Sache hat natürlich einen Haken, wir sind ja hier schließlich nicht in Einfachhausen. Der Künstler, der diese unerwünschte Verzierung eines Bauzauns so formuliert hat und dann auch noch mit seinem Namen unterschreibt, treibt auch noch anderswo sein Wesen. Paul Richard malt eben nicht nur auf Leinwand. Aber dieses Foto ist gar nicht von heute. Der Moment fängt das ein, was man nicht mehr sieht: Der Zaun ist etwas verschoben, und dieser “Warnhinweis” ist weg. Und ich sag es noch.