New York lässt die Hosen runter

Die Null Grad an Höchsttemperatur macht der Wind Chill uns heute kaputt. Es macht keinen Spaß, draußen herumzulaufen, dabei scheint die Sonne so schön. Und weit draußen in Brooklyn, wo die Leute Platz, Wäscheleinen oder kreativen Ersatz dafür haben, friert sogar die Wäsche. In der U-Bahn stehen und sitzen derweil ganz viele Leute, die zwar mehr oder weniger warme Unterhosen tragen,  aber einen Teil ihrer restlichen Wäsche vergessen haben. Die meisten Menschen verbinden diese Idee mit einem Albtraum: ohne Hose in der U-Bahn. Für manche wirkt der alljährliche No Pants Subway Ride vielleicht wie Therapie….

Designjagd

In letzter Zeit fragen mich Besucher nach Läden, in denen ich noch nie war. Disney Store. Niketown. Das interessiert mich einfach nicht. Und weil man solche Geschäfte in jedem Reiseführer findet, brauche ich nicht mitzugehen, finde ich. Ich zeige lieber ein paar New Yorker Besonderheiten. So ähnlich ticken die Leute von Cool Hunting auch. Sie zeigen schon im Netz ständig wunderschöne Sachen. Und so mancher fängt daraufhin die Suche an, wo man dieses Fahrrad, jenen Stuhl oder das T-Shirt da bekommt. In ihrem New Yorker Pop-Up-Store kommt alles aus der Gegend: Jonathan Adler zum Beispiel…

Moment mal: Glitzerfinger

Manche Moden branden immer mal wieder auf. So auch diese. Geheimlogen mochten sie, der eine oder andere Mafioso, und in den USA auch eine Ingenieursgesellschaft. Aber jetzt stehe ich in einem Schreibwarenladen, als einer der Angestellten zum anderen sagt: “I like your pinky diamond.” Ich auch, sage ich. Der Glitzerring funkelt so schön. Daraufhin hält mir der andere einen großen grünen Stein mit Brilli-Kranz drumherum unter die Nase. “Ja”, sage ich lachend, “Ihren finde ich auch sehr schön.” Zu gegebener Zeit war es die diamantenüberzogene Uhr, die dicke Goldkette, ein einzelner Brillant-Ohrstecker, und jetzt wickelt…

Totentanz

Ich weiß nicht, ob Michael Jackson jetzt eine neue Freundin hat (wer weiß, wie so ein Jenseits funktioniert). Aber ich weiß, dass morgen (in Deutschland bereits letzten Freitag) eine Platte mit bisher unveröffentlichten Tracks plus Gastmusikereinlagen in die Läden kommt, angekündigt als die erste (!) neue Jackson-Platte – und dazu gibt es in New York eine große Feier. Die Debatten darüber, ob die Tracks echt sind, müssen draußen bleiben. Hier wählt der Promi-Plattendreher DJ Cassidy aus, welchen Jackson-Song es als nächstes zu hören gibt, und mittendrin feuert er das Publikum an, als säße er da…

Schaulustig

Der Stau zieht sich den Hügel hinauf. Auf der 84th Street in Brooklyn, ungefähr zwischen 13th und 10th Avenue, geht es ab und zu ein paar Meter voran. Manchmal hupt einer, weil der Vordermann nicht gesehen hat, dass es eine Fahrzeuglänge weitergegangen ist. Die Fahrer und Passagiere sind mit Gaffen beschäftigt, immer wieder blitzen auch Kameras durch die Scheiben. Auch zu Fuß sind Schaulustige gekommen. Es hat keinen Unfall gegeben; das ist alles mit voller Absicht passiert. In Dyker Heights, weit draußen in Brooklyn, sieht man an vielen Stellen die Lichter der Verrazano Narrows Bridge,…

Der Club der Wollweiber

Bei denen mit der Wolle muss man aufpassen, das kenne ich vom Flohmarkt. Und auch hier fragt die Frau hinter dem Stand: “Are you a knitter?” (auf Deutsch würde man am ehesten “Stricken Sie?” fragen), aber es klingt wie “Are you a quitter?” (was, je nach Tonfall, Schwanzeinkneifer, Drückeberger oder Versager heißen kann). Die Stricklieseln von New York lassen ihr Hobby immer so ein bisschen nach Geheimbund aussehen. Weil ich stricken kann, ernte ich ein wissendes Nicken, bevor man mir in der Regel dann Stricknadeln für 30 Dollar (mit handgemachter Verzierung am Ende) oder Wolle…

Total verblendet

Man sieht sie wieder überall: Sonnenbrillen. Große hellbraune Riesenfliegenaugen, schmale Sportmodelle, Plastikrahmen in leuchtenden Farben und Klassiker mit mehr oder weniger dezentem Designerlogo an der Seite. Die aktuelle Mode eben. Nur: Man trägt Mantel und Schal dazu. Ende November sieht man auf den Straßen New Yorks deshalb viele getönte Gläser, weil man sonst nichts sieht. Das wiederum sieht man auch ohne Brille: