Saisonwechsel

Der Mann hält eine winzige Kamera auf mich gerichtet. Ich soll etwas zu dem sagen, was da auf dem Boden liegt. “Kommt mir äußerst bekannt vor”, sage ich. “Nur nicht in dieser Größe.” Marc, dessen Namen ich bis vor zwei Sekunden nicht kannte, ist zufrieden. Als ich meine eigene Kamera ziehe, erwartet er glaube ich ein Interview. Aber ich will nur das Bild fotografieren (das ich in seiner Gänze hier nicht zeige; vielleicht schauen ja Kinder zu). Und ich finde, Marc hat recht: “I love Fashion Week”, sagt er mit einem Blick auf einige der…

Alles muss raus

Ich war schon lange nicht mehr auf dem Flohmarkt in Fort Greene. Brooklyn Flea veranstaltet inzwischen mehrere dieser Art, das Prinzip ist immer dasselbe: Nur ausgesuchte Händler kommen auf das Gelände, und so sieht das dann auch aus. Es gibt viel Vintage (sowohl Mode als auch Möbel, darunter Designerteile) und dazwischen kleine Designer und Kunsthandwerker aus der Gegend, dazu handverlesene Imbissstände, die zum Beispiel neu interpretierte Hotdogs (mit abgefahrenen Toppings) oder winzige Cupcakes anbieten. Es lohnt sich immer noch, sich hier umzusehen. Ich habe ein bisschen Angst, dass ich ein Möbelstück finde, das ich gerne…

Vergängliche Schönheit

Man kommt ja zu nichts. Leute treffen, Schönheitspflege, Cocktails – alles muss sich dem New Yorker Tempo unterordnen. Und zurückstehen. Oder man verabredet sich halt in der Beauty Bar. In dem ehemaligen Schönheitssalon hängen immer noch Trockenhauben an der Wand (an denen man sich ganz schön stoßen kann). Aber das ist nicht alles. Hier bekommt man tatsächlich eine Maniküre. Für 10 Dollar inklusive Drink. Ich bestelle mir einen Platinum Blonde (was sich allerdings partout nicht auf meine Haarfarbe auswirkt). Und dann hat Stacy, die hauseigene Maniküre, Zeit. Meine Begleiterin sucht sich einen Nagellack aus, ich…

Stadtteil-Symbolik

Als New York-Führerin bin ich mit einem deutschen Paar unterwegs, das auf Hochzeitsreise hier ist. Und den lieben langen Nachmittag freue ich mich daran, wie die beiden sich freuen. Auch an den zufälligen Sehenswürdigkeiten: Das Sofa im Schaufenster eines Ladens fängt sofort ihre Aufmerksamkeit – dort verbringen wir viel Zeit, während der ich schon mal einen Abstecher nach Brooklyn von meiner Liste streiche. Das wird zu spät. Darüber vergesse ich ganz, auf einen anderen Teil der Deko zu zeigen: Vorhin haben wir uns vom Highline Park aus angeschaut, wie Chelsea und der Meatpacking District ineinander…

Im Rampenlicht

Dieses Schild hat mehrere Bedeutungen. Erstens versucht da offenbar jemand beinahe verzweifelt, die Trockenblumenarrangements zu schützen. Vielleicht will die ja einer kaufen. Zweitens kann man die Botschaft aber auch auf das Gebäude beziehen. Es war einmal eine Kirche. Ab 1983 war es eine Disco (damals hieß das noch so). Als ich zum ersten Mal in New York war, war sie schon ein heißbegehrter Club, aber bei der New Yorker Altersbeschränkung brauchte ich gar nicht erst zu versuchen, hineinzukommen. Lange Jahre war The Limelight eine Institution – bald auch als Drogenumschlagsplatz, was der Film “Party Monster”…

Made in Midtown

Die machen einen ordentlichen Schnitt. Nicht ihren eigenen; sie arbeiten für andere. Im Garment District ist das zunächst gar nicht zu sehen; nicht weit vom Times Square kommt man an vielen Läden vorbei, die Stoffe, Kurzwaren und Kleider für den Großhandel verkaufen. Die meisten Geschäfte spielen sich derweil unbemerkt in den oberen Stockwerken ab. Ramdat Harihar zum Beispiel erfüllt allerlei Sonderwünsche von Designern. Für die gewünschten Musterstücke kann er Stoffe auf die wunderlichsten Arten plissieren, besticken, paspeln, mit Bändern und komplizierten Stichen verzieren. Die Spezialmaschinen, über die sich seine Mitarbeiter beugen, sind gerne mal 70,…

Luxus auf der Straße

Überall stehen in New York Händler an der Straße. Sie verkaufen Kaffee oder Hot Dogs, Sonnenbrillen oder Regenschirme, Handtaschen, die aktuellen Designerkollektionen ähnlich sehen, oder Uhren, die ganz “echt” von Rolex sind. Aber es gibt auch Händler, die Exquisiteres im Sinn haben. Castro zum Beispiel. Seine Schmuckkollektion “Castro NYC” bestellen Einkäufer in Japan ebenso wie in Europa, auch in mondänen New Yorker Läden finden sich seine Ringe, Armbänder und Ketten, und trotzdem stellt er sich ab und zu mit einer Auswahl an die Straße. In Soho finden sich ein paar solcher ab-und-zu-Händler, besonders am Wochenende….